Die Teufelszunge (Amorphophallus konjac) kommt im südostasiatischen Raum vor. Bestäubt wird sie von Blatthornkäfern, deren Geruch sie nachahmt.

Foto: Universität Zürich

Die Farbe und der Duft von Blüten und deren Wahrnehmung durch bestäubende Insekten haben sich in wechselseitiger Anpassung entwickelt - so lautet jedenfalls der anerkannte Wissensstand. Dies muss jedoch nicht immer so sein, wie ein Schweizer Evolutionsbiologe nun herausgefunden hat. Zumindest Aronstabgewächse entwickelten ihren Duft analog der bereits existierenden Duftstoffe von Blatthornkäfern und passten sich damit nur einseitig an die Käfer an.

Hummeln, Bienen, Fliegen und Käfer werden durch Blütenformen, -farben und Duftstoffe von Pflanzen angelockt. Häufig haben bestäubende Insekten Vorlieben für bestimmte Düfte und suchen die entsprechenden Blüten bevorzugt auf. Bislang ging die Forschung davon aus, dass sich Blütendüfte und die Vorliebe der Bestäuber für einen spezifischen Duft evolutionsgeschichtlich gemeinsam entwickelt hätten; man spricht in diesem Zusammenhang von einer Koevolution von Pflanze und Insekt. Der Evolutionsbiologe Florian Schiestl von der Universität Zürich weist nach, dass dies zumindest bei der Familie der Aronstabgewächse nicht der Fall gewesen ist.

Uralte Düfte

Schiestl und ein Bayreuther Kollege untersuchten Aronstabgewächse und deren Bestäuber, Vertreter aus der Familie der Blatthornkäfer. Bei diesen entdeckten sie viele zur chemischen Kommunikation genutzten Duftmoleküle, die sich auch bei den Pflanzen fanden. Mittels stammesgeschichtlicher Rekonstruktion stellten sie fest, dass diese Düfte bereits bei den Vorfahren der heutigen Blatthornkäfer vorhanden gewesen sein müssen.

Diese prähistorischen Blatthornkäfer nutzten offenbar bereits zur Jura-Zeit die gleichen oder zumindest ähnliche Duftstoffe, um Nahrung oder Geschlechtspartner zu finden. Diese Vorfahren haben im Gegensatz zu den heutigen Blatthornkäfern noch keine Pflanzen bestäubt. Die ersten von Käfern bestäubten Aronstabgewächse sind erst rund 40 Millionen Jahre später entstanden. Dazu Florian Schiestl: "Im Lauf der Evolution haben die Aronstabgewächse die Duftstoffe der Blatthornkäfer und deren eigene Kommunikation imitiert, um so bestäubende Insekten effizienter anzulocken."

Koevolution spielt nicht immer eine Rolle

Die Koevolution wird in der Forschung als treibende Kraft für die Entwicklung einer wechselseitigen Anpassung zwischen zwei Organismen betrachtet. Dies gilt allerdings nicht für die Aronstabgewächse. Diese haben ihren Duft analog der bereits existierenden Kommunikation der Duftstoffe von Blatthornkäfern entwickelt. "Die Koevolution zwischen Pflanze und bestäubenden Insekten ist möglicherweise seltener, als bisher vermutet wurde", schlussfolgert Florian Schiestl. (red, derstandard.at, 3.4.2012)