Wie kommt ein ganzer Trupp dazu, wegen einer Lappalie eine halbe Stunde lang im Kampfanzug einen Hügel hinauf- und hinunterzujagen? Das fördert weder den vielbeschworenen Kameradschaftsgeist, noch formt es den Charakter. Wer als Spieß solche Disziplinierungsmethoden anwendet, hat sich wohl zu viele miese US-Kriegsfilme reingezogen - und tobt sich aus Mangel an realen Einsätzen halt an wehrlosen Grundwehrdienern aus.

Die Lektüre des Berichts der Bundesheer-Kommission zeigt außerdem auf, was sich Rekruten alles anhören müssen. Freilich, auch in der freien Wildbahn fällt ab und an wo einmal ein "Depp!" oder ein "Trottel!". Der Unterschied zum Bundesheer ist allerdings, dass man draußen dem Beschimpfenden kontern oder ihm zumindest aus dem Weg gehen kann. Nicht so beim sechsmonatigen Dienst an der Waffe. Wer es da bei derartigen Vorfällen wagt, zurückzumelden, für den stehen mit Sicherheit sinnentleerte Schikanen wie oben beschrieben an.

Seit Jahren listet der Bericht der Kommission zwar brav die Vergehen auf - die konkreten Konsequenzen für die sogenannten "Einzelfälle" bleibt sie aber stets schuldig. Die hohe Zahl der Beanstandungen spricht jedenfalls nicht dafür, dass machtversessene Uniformträger, die sich ständig in Ton oder Tat an Untergebenen vergreifen, systematisch abgezogen würden. Also bleibt die Frage offen - und um im Jargon zu bleiben: Was passiert mit diesen Trotteln? (Nina Weißensteiner, DER STANDARD, 4.4.2012)