Dakar - Amnesty International hat vor einer "schweren humanitären Katastrophe" im Norden Malis gewarnt. Seit der Erstürmung durch Tuareg-Rebellen und Islamisten habe es in der Region um die Städte Gao, Kidal und Timbukto "Tage voller Plünderungen, Entführungen und Chaos" gegeben, teilte die in London ansässige Menschenrechtsorganisation am Donnerstag mit. Zudem gebe es Berichte über Vergewaltigungen.

Die humanitäre Lage verschlechtere sich zusehends, erklärte Amnesty. In Gao sei beispielsweise die Strom- und Wasserversorgung unterbrochen. Die Vorräte an Lebensmitteln und Medikamenten der Hilfsorganisationen seien geplündert worden. Die meisten Helfer seien geflüchtet. "Die Menschen sprechen von einer nahezu völligen Gesetzlosigkeit."

Nach dem Militärputsch vom 22. März gelang es Tuareg-Rebellen und Islamisten weite Teile des Nordens unter ihre Kontrolle zu bringen. Der Norden Malis ist seitdem kaum mehr zugänglich. Die Lage ist dort auch angesichts der Vielzahl bewaffneter Gruppen sehr unübersichtlich. Laut Amnesty sind seit Beginn der Unruhen bereits mehr als 200.000 Menschen aus der Region geflohen. Die Hälfte davon habe sich in Nachbarländern in Sicherheit gebracht. (APA, 6.4.2012)