Hin und wieder fährt er doch, der Bus. Für eine wirkliche Alternative zum Privatauto leider viel zu selten und unregelmäßig.

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Die wunderbare Vermehrung der Öffi-Benützer ist eine feine Sache. Straßen sind etwas weniger verstopft, Automobile (und Öffis) besser ausgelastet, die Luft wird einen Hauch weniger verpestet, und der genervte Pendler gibt weniger Geld für Sprit aus.

Grund für Bejubelungsorgien wie vom Wiener Rathaus und in der Folge von Massenblättern an den vergangenen (nachrichtenarmen) Ferientagen ist die Entwicklung dennoch nur bedingt. Denn die Abkehr vom Auto dürfte - abgesehen von den Ballungsräumen - kaum eine nachhaltige sein, ist sie doch dem vergleichsweise hohen Spritpreis geschuldet - und dem städtischen Liniennetz, das mit dem ländlichen freilich nicht annähernd vergleichbar ist. Im Gegenteil, selbst an der Stadtgrenze fährt oft nur alle heiligen Zeiten ein Bus, eine Bim oder eine S-Bahn, und die brauchen dann eine gefühlte Ewigkeit ins Zentrum.

Auf dem Land kann man sogar das vergessen, denn Abendverbindungen sind rar, weil da keine Schülerzüge oder -busse mehr unterwegs sind, über die das Öffi-Angebot ja großteils finanziert wird. Diese Schieflage wird eine solche bleiben, denn die Verkehrspolitiker vermögen Schwung und Begeisterung für die Öffis nicht zu nützen. Sie buttern das knappe Steuergeld lieber in Prestigetunnel und Einkaufszentren statt in Buslinien, auf die sich die Bürger verlassen können.

Womit wir bei Henne und Ei wären und der Frage, wer zuerst da war: die schlechten Öffis, weil die Leute lieber bequem mit dem Auto fahren, oder (zu) viele Autofahrer, weil das Angebot lausig ist. (Luise Ungerböck/DER STANDARD/Automobil/6.4.2012)