Bessere Rollenumsetzung nur schwer vorstellbar: Angela Denoke (als Kundry).

Foto: Michael Poehn / Wiener Staatsoper

Wien - Dirigent Christian Thielemann steht in Zukunft einem Festival vor, von dem sich nicht nur die Berliner Philharmoniker verabschieden. Den Salzburger Osterfestspielen wird auch ein Sponsor fast zur Gänze abhandengekommen, der immerhin 500.000 Euro jährlich beigesteuert hat (die Schweizer Vontobel-Gruppe).

In Salzburg allerdings ruht man sich immerhin nicht auf den Finanzsorgen aus. Es wurde mit actori eine Firma beauftragt, Sponsoren zu suchen. Und auch Thielemann tut quasi - weise vorausdirigierend - alles nur Erdenkliche, um Werbung für die Osterfestspiele 2013 zu betreiben, wo er mit seiner Staatskapelle Dresden Wagners Parsifal umsetzen wird. Also jenes Werk, das er nun an der Wiener Staatsoper betreut. Und dies fulminant.

Poesie trifft Dramatik

Sollte besagte Suchfirma jedenfalls mögliche Gönner bezüglich Überzeugungsarbeit zur Wiener Vorstellung geladen haben, könnte die potenziellen Geldgeber im Haus am Ring größte Spendierlust überfallen haben. Natürlich aber muss es sich erst weisen, ob die Dresdner mit Thielemann eine energetisch ebenso aufgeladene Partnerschaft zuwege bringen wie das Staatsopernorchester.

Mischte sich im 1. Akt zur flächigen Klarheit und dem großzügigen Auskosten der Töne auch noch manch (durchs Blech bedingte) Überfluten der Strukturen, erreichte man im 2. Akt ein Höchstmaß an Sinn und Sinnlichkeit. Wie dynamisch hier mit der Bühne kommuniziert wurde, wie elastisch aus dem Zarten ins Dramatische gesprintet wurde - das wäre an Wucht (bei voller Klarheit und Kompaktheit) schwer zu überbieten.

Natürlich der Gesang, wobei: Vor allem Angela Denoke (Kundry) reüssierte als vollendete Sängerdarstellerin, die selbst im Dramatischen lyrisches Potenzial abrief. Falk Struckmann konnte zumindest mit starker Leidenspräsenz aufwarten; solide Kwangchul Youn (als Gurnemanz) und Wolfgang Bankl (als Klingsor). Wäre Simon O'Neill noch ein profunder Parsifal gewesen, man hätte von Premierenglanz sprechen müssen.

Leider wirkte er mit einem engen, nur in den Höhen tragfähigen Tenor und der ungelenken Art, sich (nicht) zu bewegen, kaum abendfüllend. Denoke, Thielemann und Orchester heilten gewissermaßen aber auch diese Vorstellungswunden. (Ljubiša Tošić, DER STANDARD, 7./8./9.4.2012)