Via Salzburg reichte Galerie Ruberl das selbstreflexive Lassnig-Epos (" Lady und Masochist") in eine heimische Sammlung weiter.

Foto: Galerie Ruberl

Dass Besucher einer Kunstmesse in einen veritablen Kaufrausch verfallen, gehört hierzulande eher zur Ausnahme. Am späten Montagnachmittag war es so weit. Tatort: Art & Antique in der Salzburger Residenz, wo eine Österreicherin dem Vernehmen nach innert keiner halben Stunde Gemälde und andere Kunstnippes zum Gegenwert von etwa 700.000 Euro erworben habe.

Solch bacchantischer Umgang mit Geld beflügelt natürlich die Fantasie der 37 Teilnehmer der Messe, die (bis 9. April) in der ehemals erzbischöflichen Residenz ihr temporäres Quartier bezogen: Der Tabakimporteur aus Rotterdam, der Verleger aus Mailand oder der griechische Reeder fallen auf diesem Marktplatz jedoch nicht in die Kategorie überspannter Schwärmerei, sondern zählen zu jenem Festspielpublikum, das zwischen Lunch und Abendvorstellung die in den historischen Prunkräumen ausgelegten Köder inspiziert - und eben auch kauft.

Hier wanderte eine Arbeit auf Papier von Lyonel Feininger (Salis & Vertes, Salzburg/Zürich) nach Rom ab, dort ein französisches Relax-Möbel (duchesse briseé) nach Spanien (Kunsthaus Wiesinger, Wels) oder ein bedeutender Wiener Biedermeiertisch nach Mailand (Franke, Bamberg). Für den Salzburger Kommerzienrat legt man sich hier - erwiesen, gemessen an der präsentierten Qualität - nicht dermaßen ins Zeug, wiewohl heimische Sammler stets willkommen sind, aber eben nicht die hauptsächlich umworbene Zielgruppe stellen.

2013 erstmals in Baden-Baden

Dass dennoch Werke österreichischer Künstler das Angebot im Bereich bildender Kunst dominieren, ist dabei kein Widerspruch. Im Gegenteil. Aufgrund charakteristischer Stil- und Motivmerkmale leicht erkennbare Signature Art eines Alfons Waldes, Egon Schieles oder anderer Local Heroes der jüngeren Kunstgeschichte ist genau jene Gattung, der das internationale Publikum und deutsche Industrielle (mit Zweitwohnsitz in Kitzbühel) aktuell nachweislich den Vorzug gaben.

Die Parallelität von Festspielen und Kunstmesse ist eben eine bewährte. Kein Wunder, dass am Salzburger Vorbild orientiert nicht nur die Idee der Osterfestspiele ins deutsche Baden-Baden abwandert. Ab 2013 fährt der österreichische Messeveranstalter zweigleisig und bespielt neben der Salzburger Residenz zeitgleich auch das Baden-Badener Kurhaus. (kron, Album, DER STANDARD, 7./8./9.4.2012)