Da sage noch einer, Science Fiction & Co hätten was mit Eskapismus zu tun: Selten ist ein Genrefilm so schnell und vehement in einen gesellschaftlichen Kontext gerückt worden wie die sehenswerte Dystopie "Die Tribute von Panem" (im Original: "The Hunger Games"). Vor allem in den USA, wo bereits die gleichnamige Romantrilogie von Suzanne Collins, auf der der Film und seine geplanten Sequels basieren, ungleich populärer ist als hierzulande, bewegen die "Hunger Games" die Gemüter. Auf der positiven oder zumindest neutralen Seite ist zu verbuchen, dass Bogenschießen sich zu einem neuen Trendsport unter Jugendlichen zu entwickeln beginnt: Immerhin ist Hauptfigur Katniss Everdeen eine Schützin mit Adlerauge.

Eine weniger erfreuliche Folge ist die Rassismus-Debatte, die der Film ausgelöst hat. Und das nicht etwa, weil ihm entsprechende Inhalte vorzuwerfen wären – im Gegenteil: Eine der Nebenfiguren ("Rue") wird im Film von der jungen afroamerikanischen Schauspielerin Amandla Stenberg verkörpert. Es folgte eine Welle rassistischer Zuwortmeldungen auf Twitter, die sich darüber ereiferten, dass man die Figur "zu einer Schwarzen gemacht" habe. Und das, obwohl dies bereits in den Büchern verankert ist.

Natürlich blieben auch die Gegenreaktionen nicht aus. Eine haben wir herausgepickt: Im Blog Jezebel.com stellt Autorin Lindy West die Debatte in den Zusammenhang von Erwartungshaltungen im Kopf der Zuschauer einerseits und dem Umgang von Unterhaltungsmedien mit dem Thema Multiethnizität andererseits; samt den daraus resultierenden Mustern (Stichwort "Black Dude Dies First"). Der Blogeintrag enthält eine Reihe Links zu weiterführenden Themen; außerdem ist er ganz einfach witzig geschrieben.

--> Jezebel.com: "I See White People: Hunger Games and a Brief History of Cultural Whitewashing"

(red, derstandard.at, 6.4.2012)