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In den 27 EU-Ländern leben bis zu 12 Millionen Roma, in Österreich sind es rund 40.000.

Foto: AP/Srdjan Ilic

Wien - Am 8. April wird der "Internationale Tag der Roma" begangen. Er erinnert an den ersten weltweiten Roma-Kongress am 8. April 1971 in London, bei dem die "Romani Union" als internationale Vertretungsorganisation der Volksgruppe gegründet wurde. Auch 41 Jahre danach ist die Situation der bis zu zwölf Millionen Roma in Europa weiterhin desolat: Nach Angaben der EU-Agentur für Menschenrechte gehören Roma zu den am meisten von Armut, Arbeitslosigkeit und Analphabetismus betroffenen Gruppen in Europa. 

Seit ihrer Gründung bemüht sich die internationale "Romani Union" um eine Anerkennung der Roma als Nation. Doch obwohl die Roma ihre eigene Flagge, Hymne und mit Romanes, auch eine eigene Sprache haben, gelten sie bis heute nicht als eigene Nation. Allerdings verfügt die "Romani Union" über einen Beobachterstatus in der UNO, UNESCO und im Menschenrechtsrat und ist seit 1986 auch Mitglied bei der UNESCO. Mit dem "Roma Nation Building Action Plan", der 2008 anlässlich des siebenten Welt-Roma-Kongresses im kroatischen Zagreb verabschiedet wurde, hat die "Romani Union" ihre Bemühungen um einen Status als Nation noch einmal verstärkt. 

Immer wieder Ausschreitungen

Mit bis zu zwölf Millionen Menschen in den 27 EU-Ländern sind die Roma die größte ethnische Minderheit Europas und bis heute häufig Opfer von Verfolgung und Vertreibung. Besonders in der Slowakei, Ungarn, Rumänien und Bulgarien, wo insgesamt etwa drei bis vier Millionen Roma leben, kam es in den vergangenen Jahren immer wieder zu Ausschreitungen. Ähnlich war die Situation in Frankreich und Italien, die ebenso über einen hohen Roma-Anteil verfügen. 

Im Sommer 2010 waren die vom französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy angeordneten Massenabschiebung von Roma rumänischer und bulgarischer Herkunft Gegenstand internationaler Diskussionen. Nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen wurden damals rund 9.500 Mitglieder der Minderheit gezwungen, das Land zu verlassen.

Die EU-Kommission hatte Paris zuerst mit einem Strafverfahren wegen der Verletzung des Rechts auf Personenfreizügigkeit gedroht, verzichtete nach heftigem Streit dann jedoch auf Sanktionen. Im November 2011 verurteilte der europäische Ausschuss für Soziale Rechte des Europarats das Vorgehen Frankreichs allerdings als "schwere Verletzung" der Europäischen Sozialcharta (ESC).

Gewaltakte in Italien

In Italien, das zuletzt 2010 wegen vermehrten Gewaltakten gegen Einwanderer und Minderheiten wie Roma und Sinti vom UNO-Menschenrechtsrat kritisiert wurde, kam es im Dezember 2011 zu Angriffen auf ein Roma-Lager in Turin. Auslöser war ein erfundener Vergewaltigungsvorwurf einer jungen Italienerin, der rund hundert mit Knüppeln, Steinen und Brandsätzen bewaffnete Menschen zu Attacken gegen die Minderheit aufstachelte. 

Erst am Montag sorgte der designierte slowakische Ministerpräsident Robert Fico mit der Bekräftigung seines Vorschlags, Roma-Kinder in speziellen Internaten ausbilden lassen zu wollen, für Aufsehen und Kritik von Minderheitenvertretern. 

EU-Förderungen von 300 Millionen Euro

Auf EU-Ebene wird schon seit geraumer Zeit versucht, Roma und deren Integration mit Mitteln aus dem Europäischen Sozialfonds gezielt zu fördern. Alleine zwischen 2000 und 2010 sind dafür laut EU-Kommission rund 300 Millionen Euro ausgegeben worden. Allerdings kritisierte EU-Justizkommissarin Vivane Reding im Herbst 2010, dass diese Mittel oft nicht gezielt genug für Roma-Integrationsprojekte eingesetzt worden seien.

Daher wurde im Juni 2011 der "EU-Rahmen für nationale Strategien zur Integration der Roma bis 2020" verabschiedet, der auf nationalen Integrationsplänen der Mitgliedsstaaten basieren und den Zugangs von Roma zu Bildung, Beschäftigung, Gesundheitsfürsorge und Wohnraum verbessern soll.

Rund 40.000 Roma in Österreich

In Österreich leben laut Information der Medien-Servicestelle "Neue Österreicher/innen" rund 40.000 Roma. Ein Teil von ihnen ist als "Volksgruppe der Roma und Sinti" nach dem Minderheitengesetz anerkannt und lebt teilweise schon seit dem 15. Jahrhundert in Österreich. Viele von ihnen wurden während des Zweiten Weltkriegs in Konzentrationslagern ermordet: von den 11.000 Roma, die 1938 in Österreich ansässig waren, überlebten nur 10 Prozent.

In den 1960er Jahren wanderten viele Roma als Gastarbeiter aus dem ehemaligen Jugoslawien ein. Vor allem seit Ende der kommunistischen Regime in Osteuropa und dem Beginn der Jugoslawien-Kriege Anfang der 1990er Jahre kommen auch verstärkt Roma-Familien aus Ost- und Südosteuropa nach Österreich. (APA, 7.4.2012)