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Viele Griechen haben ihre Konten geleert. Ein Kassensturz soll demnächst zeigen, wie es um die Banken wirklich steht.

Foto: Reuters/Kolesidis

Nach dem Schuldenschnitt kommt das große Aufräumen. Das Abkommen der griechischen Regierung mit ihren Gläubigerbanken Anfang März hat das Land zwar um 105 Milliarden Euro Schulden erleichtert, aber gleichzeitig auch die griechischen Banken tiefer in die roten Zahlen getrieben. Auf 21 bis 23 Milliarden Euro wird der Verlust durch den vereinbarten Tausch von griechischen Staatsanleihen geschätzt.

Dazu kommen noch einmal 25 Milliarden Euro an faulen Krediten, auf denen die Banken in Athen sitzen. "Wenn diese Löcher nicht gefüllt werden, dann gibt es auch kein Wirtschaftswachstum. So einfach ist das", sagt Nikolaos Georgikopoulos, ein Athener Bankenexperte und Forscher an der New Yorker Stern Business School.

Teil des großen Planes

Die Rekapitalisierung von einem Dutzend griechischer Handelsbanken ist Teil der großen Rettungsaktion, die Europa und der Internationale Währungsfonds für Griechenland durchführen. Investoren und die Märkte warten auf den Bankenplan, der den Finanzierungsbedarf und die mögliche Deckung der Schulden detailliert.

Laut Vereinbarung mit der Troika hätte ihn die griechische Regierung bis Ende März vorlegen sollen. Jetzt wird es bis 20. April dauern, so gab Ministerpräsident Lukas Papademos bekannt. Seine Übergangsregierung hat den Banken mehr Zeit gegeben, um ihre Bilanzen vorzulegen.

Der wichtigste Gradmesser für die Stabilität der Banken - die Kernkapitalquote - werde unter drei Prozent liegen, so sagt Georgikopoulos voraus; vor der Krise stand dieser Anteil der durch Eigenmittel gedeckten Risikokredite angeblich noch bei dem international anerkannten Wert von neun Prozent. BlackRock, ein New Yorker Auditing-Unternehmen, hat die Banken im Auftrag der griechischen Regierung unter die Lupe genommen, aber seine Ergebnisse noch nicht öffentlich gemacht; die Untersuchung soll Athen 12,7 Millionen Euro gekostet haben, wenigstens 31,5 Millionen Euro zahlt die Regierung an Beratungskosten für den Schuldenschnitt.

Frage der Kreditwürdigkeit

Weil die Griechen den Großteil ihrer Konten geleert haben - das Tempo lag bei zuletzt fünf Milliarden Euro im Monat -, verschärfte sich die Liquiditätskrise der Banken noch. Im März hat sich der Trend nach Angaben von Bankern erstmals wieder umgekehrt. Für einen Teil ihrer faulen Kredite dürften die griechischen Banken Absicherungen in Höhe von etwa 15 Milliarden Euro präsentieren; zehn Milliarden würden dann noch fehlen. Zusammen mit dem geschätzten Verlust bei griechischen Staatsanleihen ergäbe sich ein Finanzierungsbedarf von 31 bis 33 Milliarden Euro. Hier soll der europäische Rettungsschirm EFSF einspringen.Die griechischen Banken werden danach ihren Anteilseignern einen Aktientausch anbieten. Es wäre der letzte Akt der Rettungsaktion, an deren Ende die Banken wieder in der Lage sein sollen, mit Europas Hilfe Geld zu verleihen. Georgikopoulos, der Bankenforscher, erinnert an eine Wahrheit, die Politiker nicht aussprechen: "Das Land ist bankrott und hat keine Kreditwürdigkeit." (Markus Bernrath, DER STANDARD; 10.4.2012)