Der Fokus von "Jedem sein Grün" liegt auf urbaner Permakultur.

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Das "Handbuch Bio-Balkongarten" ist das ideale Kompendium für Leute, die eigenes Gemüse anbauen wollen, aber nur wenig Platz haben.

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Gärntern in der Stadt und zumindest eine kleine "Selbstversorgung" mit dem Angebauten liegen im Trend. Das Erlebnis, die eigenen Tomaten und Paprika einfach auf der Terrasse oder auch nur am Fensterbrett zu pflücken und zu genießen, anstatt sie im Supermarkt in Plastik verpackt zu kaufen, ist sicher einer der Hauptgründe dafür.

Es schmeckt einfach ungleich besser, wenn man nach dem Auspflanzen vor dem Frost gezittert und sich über jeden neuen Trieb und neue Blüten gefreut hat.

Zwei Buchneuerscheinungen in diesem Jahr sind für GärtnerInnen, denen es hauptsächlich um das Anbauen essbarer Pflanzen geht, besonders hervorzuheben. Beiden gemeinsam ist, dass sie gärtnerische Projekte in Städten vorstellen, im Kern unterscheiden sie sich aber doch wesentlich.

In "Jedem sein Grün" wird anhand vieler - auch internationaler - Projektbeispiele das Prinzip der Permakultur erklärt und beschrieben. Die drei Autoren sind Schüler von Sepp Holzer, der auf dem Krameterhof in Salzburg auf über 1.000 Metern Seehöhe seine besondere Methode der Permakultur betreibt und dort auch Schulungen anbietet.

Ein Ziel des Buches ist es, Menschen zu ermutigen, ihren räumlichen Möglichkeiten gemäß eigenes Obst und Gemüse anzubauen. Vorgestellt werden auch interessante, kreative Initiativen im öffentlichen Raum (der Großteil in Österreich und Deutschland) und die positiven Auswirkungen auf das Zusammenleben in der Stadt durch gemeinsames Gärtnern.

Viele Skizzen und Fotos zeigen, was auch mit geringen finanziellen Mitteln möglich ist, beispielsweise wie man mit Einwegkanistern eine Salatampel herstellt oder was die Bokashi-Methode zur natürlichen Düngung ist (Küchenabfälle werden in Kübeln zu wertvollem Dünger vergoren). Gärtnerisches Basiswissen und die Möglichkeit, verschiedene Pflanzen und deren Vorlieben nachzuschlagen, bietet das Buch jedoch nicht.

Nachschlagewerk

Dazu eignet sich das Arche-Noah-Buch "Handbuch Bio-Balkongarten" von Andrea Heistinger. Es beantwortet Terrassen- und BalkongärtnerInnen genau jene Fragen, die herkömmliche Gartenbücher eben nicht zur vollsten Zufriedenheit beantworten können, da diese meist für Leute geschrieben werden, die große Gärten bepflanzen dürfen.

Im ersten Teil werden die Basics des Gärtnerns auf engstem Raum erklärt, vom Selberziehen der Jungpflanzen über die richtigen Gefäße bis zu der Frage, wie man eine Wurmfarm anlegt. Wer lieber keine Würmer auf der Terrasse ziehen will, erfährt, wie man auch ohne selbst gemachten Kompost seine Pflanzen düngt.

Der Mittelteil des Buches stellt zahlreiche interessante Initiativen in verschiedenen Städten - auch international - vor, aber auch Privatpersonen, die auf kleinstem Raum Weingartenpfirsiche oder kiloweise Fisolen ernten.

"Kann ich den Mangold auch im Kistl ziehen und welche Sorten sind dafür überhaupt geeignet?" sind Fragen, die im zweiten Hauptteil beantwortet werden. Hier werden die Pflanzen nach Kategorien vorgestellt, und da die Autorin Arche-Noah-Mitarbeiterin ist, finden sich hier auch rare Sorten, die in einem 08/15-Ratgeber nicht zu finden sind, wie Erdmandeln oder Gartenmelde. 

Nach der Lektüre ist man fast gewillt, jegliche "Zierpflanze" zu verbannen und nur noch Obst, Gemüse und Kräuter anzubauen. Vielleicht gibt es im nächsten Jahr dann selbst im Balkonkistl nur mehr essbare Blüten statt Polarsternen und Duftpelargonien. (Petra Eder, derStandard.at, 13.5.2012)