La Paz / Puebla - Nun droht es doch noch, das dicke Ende. Zwar nicht für das Reich der Maya in Mexiko - aber für Coca und Pepsi in Bolivien. Denn die bolivianische Regierung hat der braunen Limonade den Kampf angesagt. Ab dem 21. Dezember ende die Ära Coca-Cola und beginne die Ära des Mocochinchi - ein bolivianisches Erfrischungsgetränk auf Pfirsichbasis -, kündigte jüngst Außenminister David Choquehuanca an.

Die industriellen US-Limonaden enthielten für den menschlichen Körper schädliche chemische Substanzen und viel zu viel Zucker, was Herzinfarkte, Schlaganfälle, Diabetes und Krebs verursache, erläuterte der Minister weiter und berief sich dabei unter anderem auf Studien der US-Universität von Kalifornien und der Ame rican Heart Association. Danach sind zuckerhaltige Erfrischungsgetränke für 130.000 Diabetes-Fälle zwischen 1990 und 2000 verantwortlich und für 14.000 Herzinfarkte.

In die Kritik geraten sind die Getränkehersteller auch wegen ihrer Kon trolle über große Süßwasservorkommen auf der ganzen Welt. Cho quehuanca zufolge hat die bolivianische Regierung den 21. Dezember bewusst als Stichtag gewählt, um "im Einklang mit dem Mayakalender" das En de des Kapitalismus zu feiern und den Beginn einer neuen "Kultur des Lebens".

Unklar bleibt, ob dies nur eine informelle Kampfansage ist oder La Paz den US-Firmen den Vertrieb untersagen will. Bolivien brachte vor zwei Jahren mit mäßigem Erfolg eine eigene Cola-Limonade namens Coca Colla in den Handel, die - wie die Markenführer - Extrakte des Kokablattes enthält. Für Polemik sorgte außerdem Präsident Evo Morales, als er die Gewohnheit seiner Landsleute erwähnte, Coca-Cola als Abflussreiniger zu nehmen: "Da kann man sich ja vorstellen, was da für Chemikalien drin sind."

McDonald's scheiterte

Bolivien hat eine Tradition, sich der kulinarischen Gleichschaltung nordamerikanischer Art zu widersetzen. Schon McDonald's scheiterte in dem Andenland - die Schnellrestaurantkette fand schlicht keinen Anklang. Zu geschmacklos und zu teuer, befanden die Kunden und zogen einheimische Fastfoodketten vor, in denen vergleichbare Gerichte ein Drittel kosten. Fünf Jahre hatte McDonald's vergeblich versucht, sich in Bolivien zu etablieren, und musste 2002 nach herben Verlusten seine acht Filialen schließen.

Damit ist Bolivien eines der wenigen Länder weltweit ohne die beiden Flaggschiffe der US-Esskultur. Das hat den heimischen Filmemacher Fernando Martínez zu einem Dokumentarfilm veranlasst, in dem er fragt: "Warum ist McDonald's in Bolivien pleitegegangen?" Hochmut, lautet eine Antwort: Als die lokale Belegschaft vorschlug, die fleischgefüllten bolivianischen Teigtaschen - "Salteñas" - auf die Karte zu setzen, lehnte das Mutterhaus in den USA rundweg ab. (wss, DER STANDARD, 4./5.8.2012)