Klangwolken-Quadrocopter sollen synchron über den Köpfen der Zuschauer im Linzer Donaupark schwirren.

Foto: AEC

Verzichtet wird heuer erstmals auf pyromanische Spezialeffekte. Kein Feuerwerk über der Donau, dafür tausende Leuchtbuchstaben.

Linz - Eigentlich hat sie schon längst begonnen, auch wenn sie erst am 1. September um 20.30 Uhr über dem Linzer Donaupark aufsteigt. Die visualisierte Klangwolke, "absolutes Megaprojekt" des Ars-Electronica-Festivals, wie die künstlerische Leiterin Chris tine Schöpf meint. Warum sie dabei im Superlativ schwelgt? Im Gegensatz zu den Vorjahren wird es kein pyromanisches Spektakel, jeder kann Teil der heurigen "Wolke im Netz" werden, eigene Musiksplitter oder selbstgebaute Leuchtbuchstaben beisteuern. Partizipation heißt für Schöpf das Zauberwort. Und diese startete Wochen vor der Uraufführung.

Die Idee, die hinter der voestalpine Klangwolke steht: Es soll ein soziales Netzwerk unter freiem Himmel entstehen. "Das ist wie ein User-Name in einem sozialen Netzwerk", führt Kollege Gerfried Stocker den Grundgedanken weiter aus. Die Bastelarbeiten werden mit einem Empfänger versehen und in die Inszenierung eingebaut. Es können sich im Web auch Gruppen finden, die Botschaften mit ihren Buchstaben gestalten.

Die Musik setzt sich entweder aus bestehenden Stücken oder aber neu arrangierten Bausteinen, die von einer Music-Library kommen, zusammen. Dort findet man kurze Sequenzen aus verschiedensten Stilrichtungen, die dann "mehr kombiniert" als komponiert werden, so Stocker. Zudem dürfen sich auch wieder Besucher einklinken, indem sie sogenannte Klangwolken-Miniaturen selbst produzieren. Die am besten geeigneten wurden in die Inszenierung eingebaut, bis zu 700 weitere werden am darauffolgenden Tag im Donaupark zu hören sein.

Aber auch sonst ist noch Großes eingeplant: Wenn nichts schiefgeht, klinkt sich ein Astronaut der internationalen Raumstation ISS live in das Geschehen ein. Denn ein Stück Weltraumschrott könnte den Zeitplan der Astronauten ganz rasch und kurzfristig durcheinanderbringen.

Erzählt wird in der Klangwolke die Geschichte von der Vernetzung der Welt, vom ersten Telefon bis hin zu Facebook. Den Anfang machen die Entdeckung der Elek trizität und der darauffolgende Siegeszug des künstlichen Lichts. Die Geschichte geht weiter mit der Erfindung der Telegrafie und Telefonie, des Films und Fernsehens und der ersten erfolgreichen Versuche, digitale Botschaften zu übertragen. "Wie sich die Grenzen zwischen Realität und Virtualität, zwischen Mensch und Maschine zunehmend aufgelöst und neue Technologien so gut wie jeden unserer Lebensbereiche, ja sogar unsere Körper durchdrungen haben", auch das soll in den zehn Episoden visualisiert werden, erklärt Stocker.

Hunderte Feuerwehrmänner, Industrieroboter, Wasserwerfer, Ruderer und illuminierte Brieftauben sind nur einige der Dar steller der "Wolke im Netz". Weltweit einmalig werden die synchron im Formationsflug über den Köpfen des Publikums schwirrenden Multirotor-Flugsysteme, die Klangwolken-Quadrocopter, sein.

Klassische Klangwolke

Auch heuer gibt es neben dem visualisierten Open-Air-Festival wieder eine "Klassische Klangwolke" (9. September), bei der das Eröffnungskonzert des Brucknerfestes in den Donaupark übertragen wird. Auf dem Programm steht Gustav Mahlers Dritte Symphonie in d-Moll, gespielt vom Bruckner Orchester Linz unter Dennis Russell Davies. Am Tag davor, dem 8. September, hebt im Donaupark die Kinderklangwolke unter dem Titel 1 2 3 4 Jump! ab. (Kerstin Scheller, Spezial, DER STANDARD, 24.8.2012)