Immer wieder bella Italia: Ob von "Mamma Agata" ...

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... oder Antonio Carluccio und Gennaro Contaldo mit der "Trattoria-Küche".

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Italienische Kochbücher gibt es in Hülle und Fülle und doch bringen die Verlage ständig neue Werke zum Thema heraus. Und auch wenn zuhause der schwergewichtige Klassiker "Der Silberlöffel" und noch eine Reihe weiterer Wälzer im Regal stehen, fühlt man sich doch immer wieder von "Bella Italia" angesprochen.

Eines der Bücher, die im heurigen Jahr sympathisch hervorgestochen sind, ist jenes von Chiara Lima mit dem Titel "Mamma Agata". Ein feines, brauchbares Kochbuch der (süd-)italienischen Küche, dessen Stärke aber in den Anekdoten über das Leben von Agata Lima liegt.

Kochen für Hollywood-Legenden

Diese war lange Jahre Köchin in der Villa Civita an der Amalifküste und bekochte dort in ihrer Jugend Hollywood-Legenden wie Fred Astaire, Humphrey Bogart und Anita Ekberg, nun steht sie in der familieneigenen Kochschule "The Hidden Treasure" am Herd. Im Buch erzählt Tochter Chiara die Lebensgeschichte ihrer Mutter, garniert mit einer Vielzahl an Fotos der Familie beim Zubereiten verschiedenster Speisen oder auch beim Einkochen von Tomaten: Laut Chiara Lima kocht Mamma Agata 1.200 Flaschen Tomatensauce pro Jahr ein.

Viele Rezepte, wie "Kaninchen mit Tomaten und Oliven" oder "Gefüllter Tintenfisch" sind mit Schritt-für-Schritt-Fotos versehen, was auch weniger Kochkundigen die Scheu vor aufwändigeren Rezepten nehmen sollte, ergänzt werden sie von besonderen Tipps und Tricks, betitelt als "Mamma Agatas kleines Geheimnis". Nicht fehlen darf natürlich ihr berühmter Zitronenkuchen, der angeblich von Humphrey Bogart zum Frühstück, Mittag- und Abendessen verspeist wurde.

Blick in die Töpfe auf italienischen Herden

Auch die beiden Altmeister der italienischen Küche, Antonio Carluccio und Gennaro Contaldo - Jamie Oliver ging bei beiden in die Lehre - haben 2012 ein gemeinsames Buch publiziert, das sich, ganz ihrer Philosophie entsprechend, den bodenständigen Köstlichkeiten der italienischen Küche widmet. Wer Carluccio aus der BBC-Serie "Das italienische Fest des Antonio Carluccio" in Erinnerung hat, wie er pflückend und schlemmend die italienischen Landschaften durchstreift, den verwundert es nicht, dass das neue Buch in Form einer kulinarischen Entdeckungsreise zwischen Südtirol und Sizilien konzipiert ist.

Für ihr Projekt haben die beiden Koch-Urgesteine ihre Freundschaft neu belebt und sind in die Heimat zurückgekehrt. Der im Piemont aufgewachsene Carluccio in den Norden, Contaldo, der an der Amalfi-Küste seine Kindheit verbracht hat, in den Süden. Beinahe vergessene Orte, Aromen, Klänge, Düfte und große Essen im Kreise von Familie und Freunden haben die beiden im Rahmen ihrer Recherchen erlebt und genossen.

Weltberühmte "Arme-Leute-Küche"

Rund drei Jahrzehnte, nachdem sie nach Großbritannien ausgewandert sind, stellen die Spitzenköche fest: "Manche Dinge ändern sich nie. Das Pesto aus Ligurien ist nach wie vor das Beste, Schinken und Käse aus der Gegend von Parma sind immer noch unerreicht und das Trio aus cremigem Büffelmozarella, frischem Basilikum und saftigen Eiertomaten ist nirgends überzeugender als in seiner Heimat, dem warmen Süden."

Pasta, Polenta, Pizza, Bohnen- und Brotgerichte - die ganz alltägliche bäuerliche Küche ist es, die die Welt erobert hat. Und ausgerechnet die Reichen zelebrierten heute diese aus der Not geborene "Arme-Leute-Küche" zu astronomischen Preisen in Edelrestaurants, beobachten die Autoren.

Die "echte" neapolitanische Pizza

Gefüllte Zucchiniröllchen, Brennnesselsuppe, Steinpilzsalat, Gnocchi alla Romana, Maronen in Butter, Weißweintagliatelle mit Pilzsauce, Zitronenhähnchen mit Oliven und Thymian, Walnusspesto, karamellisierter Orangenkuchen, heiße Schokolade mit Marmeladenbrot oder "die echte neapolitanische Pizza" - mehr als hundert verlockend bebilderte Rezepte stellen die Köche ihrer LeserInnenschaft vor.

Darüber hinaus berichten Carluccio und Contaldo wissenswertes über die Nord-Süd-Teilung Italiens, die "wilde" Küche mit Kräutern, Obst und Gemüse vom Wegrand und Bahndamm, über das Phänomen italienische Familie, über die Straßenküche sowie die Einflüsse der Einwanderung auf die italienische Küche. (ped/tin, derStandard.at, 7.10.2012)