Bild nicht mehr verfügbar.

Die Flaggen der Mitgliedsstaaten der EU in Brüssel.

Foto: EPA/OLIVIER HOSLET

Bild nicht mehr verfügbar.

Der Vorsitzende des Nobelpreiskomitees Thorbjoern Jagland.

Foto: REUTERS/Heiko Junge/NTB Scanpix

Oslo/Brüssel - Die EU wird mit dem Friedensnobelpreis 2012 ausgezeichnet. Das gab das norwegische Nobelkomitee am Freitag in Oslo bekannt. Komiteechef Thorbjörn Jagland begründete die Entscheidung damit, dass die Europäische Union über sechs Jahrzehnte entscheidend zur friedlichen Entwicklung in Europa beigetragen habe.

Das fünfköpfige Komitee hob in seiner Begründung die deutsch-französische Aussöhnung nach dem Zweiten Weltkrieg als herausragendes Ergebnis der europäischen Integration heraus. Beide Länder seien in drei Kriege gegeneinander verwickelt gewesen. "Heute ist ein Krieg zwischen Deutschland und Frankreich undenkbar", hieß es.

Barroso: "Große Ehre"

Komiteechef Jagland nannte als weitere Leistungen der EU die Förderung der demokratischen Entwicklungen in südeuropäischen Ländern. Hinzu komme die Integration osteuropäischer Staaten nach dem Mauerfall 1989. Er nannte auch die Befriedung des Balkans. "Dies ist ein historischer Preis sowohl in langfristiger wie in aktueller Perspektive." Der Friedensnobelpreis ist mit umgerechnet 930.000 Euro dotiert.

Für EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso kam die Nachricht der Auszeichnung überraschend, wie er in Brüssel erklärte. Er habe mit "großer Emotion" davon erfahren, der Preis sei eine "große Ehre" für die EU. Auch EU-Parlamentspräsident Martin Schulz zeigte sich "zutiefst berührt" und betonte, dass es sich um einen "Preis für alle EU-Bürger" handle.

Jubel und Freude gab es auch bei Österreichs EU-Abgeordneten. "Wir sind Friedensnobelpreis", erklärte die SPÖ-Delegation im Europaparlament. Die Europäische Union sei "das Friedensprojekt Nummer eins in der Welt". Als "Mut-Injektion" und "Auftrag für die Zukunft" wertete Othmar Karas, Vizepräsident des Europäischen Parlaments und ÖVP-Delegationschef, die Auszeichnung. Sie sei die "beste Antwort auf die Zweifler und Kleingeister", so Karas.

"Erfolgreiches Friedensprojekt"

Die Europäische Union bemüht sich seit Jahren auch außerhalb der eigenen Grenzen um die Verhinderung und Entschärfung von Konflikten. Die EU ist gemeinsam mit Russland, den USA und den Vereinten Nationen Mitglied des Nahost-Quartetts. Die EU sucht besonders enge Beziehungen zu den nordafrikanischen und den osteuropäischen Staaten. In vielen Fällen finanziert die EU Projekte zur Schaffung von Arbeitsplätzen vor allem für junge Menschen. Zur Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik (GSVP) gehört eine Reihe von zivilen und militärischen Einsätzen in Krisenregionen.

Bereits eine Stunde vor der offiziellen Verkündung hatte der norwegische Rundfunk- und TV-Sender NRK die Entscheidung vermeldet. Dies ist für die Tradition des Friedensnobelpreises ungewöhnlich. Bereits am Vorabend hatten sich Spekulationen in Oslo verbreitet, wonach die EU als "erfolgreiches Friedensprojekt" nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem weltweit hochgeachteten Preis ausgezeichnet werden solle. Komiteechef Jagland sowie der Direktor des Nobelinstitutes, Geir Lundestad, gelten seit mehreren Jahren als Verfechter der Vergabe an die EU.

Einstimmige Entscheidung

Jagland hatte vorab erklärt, dass die diesjährige Entscheidung einstimmig von allen fünf Mitgliedern getragen werde. Das Komitee ist nach einem Parteienproporz zusammengesetzt, der auch zwei EU-kritische Parteien berücksichtigt. Im Vorfeld waren auch die russische Menschenrechtsorganisation Memorial und deren Mit-Gründerin Swetlana Gannuschkina (70) als möglicher Preisträger gehandelt worden.

Nach dem Testament des Preisstifters Alfred Nobel (1833-1896) soll derjenige mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet werden, der im jeweils voraufgegangenen Jahr am meisten für den Frieden getan habe.

Im vergangenen Jahr wurden drei Frauen ausgezeichnet. Die Journalistin Tawakkul Karman aus dem Jemen teilte sich den Preis mit der liberianischen Präsidentin Ellen Johnson-Sirleaf und Leymah Gbowee, ebenfalls aus Liberia. (APA/red, derStandard.at, 12.10.2012)