Tulln/Mannheim - "Menschen mit Burnout haben ein erhöhtes Risiko, dass sich ein Schmerzgeschehen chronifiziert, insbesondere dann, wenn der Level einer Depression erreicht wird", erklärte Martin Aigner vom Landesklinikum Tulln anlässlich der 12. Österreichischen Schmerzwochen der Österreichischen Schmerz-Gesellschaft (ÖSG). Demnach verfügen Burnout-Betroffene über weniger "Abwehrkräfte" und bekommen daher eine Schmerzsymptomatik weniger gut in den Griff als andere Patienten. Daraus resultiert häufig eine verstärkte Schmerzsymptomatik.

Gegenseitige Verstärkung von Symptomen

"Bei Patienten mit Burnout kommt es durch Stress, Muskelverspannungen und Erschöpfung zu einer gegenseitigen Verstärkung von Schmerz und Burnout-Symptomatik", erläutet Aigner. Die Folge ist, dass Patienten in einen regelrechten Teufelskreis rutschen, der nicht selten in einer Schmerz-Chronifizierung endet. "Bei diesen Patienten ist es ganz wichtig, den Teufelskreis aus Schmerz und Burnout zu durchbrechen, damit sich das Geschehen nicht chronifiziert", so Aigner.

Beim sensorischen Schmerz ist nach Meinung des Schmerzspezialisten "Schmerzvermeidung" angesagt. Bei chronischen Schmerzen, wo die emotionale Komponente im Vordergrund steht, können Rückzug und Schonung den Schmerz sogar verstärken. "Gerade in diesen Fällen ist es wichtig, aktiv zu werden und sich mit dem Schmerz auseinander zu setzen. Hier ist ein flexibles Schmerz-Coping gefragt", lautet die Überzeugung des Mediziners.

Methoden gegen chronischen Burnout-Schmerz

Der Experte empfiehlt zwei Methoden, um chronischen Schmerz bei Patienten mit Burnout in den Griff zu bekommen. Dabei handelt es sich um die „Mindfulness based stress reduction" (MBSR) sowie die "Akzeptanz- und Commitment-Therapie" (ACT). Bei diesen Verfahren lernen die Patienten einerseits mehr Achtsamkeit und andererseits "erlebnisorientierte" Übungen, mit denen sie ihre dysfunktionalen Gedankenmuster und den Verlust der Perspektive für die eigenen Werte überwinden sollen.

"Die Wirksamkeit der beiden Methoden wurde in einer Reihe von Studien belegt. So zeigt eine Meta-Analyse, dass MBSR und ACT bei der Behandlung von chronischen Schmerzen für die Outcome-Variablen 'Schmerz' und 'Depression' vergleichbare Ergebnisse wie die kognitive Verhaltenstherapie aufweisen. Die  Effektstärken liegen hier im mittleren Bereich", lautet das Resümee von Aigner. (red, derStandard.at, 17.10.2012)