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Etwa zwei Prozent der Weltbevölkerung sind hochbegabt. Im Beruf sind diese Menschen häufig mit Problemen konfrontiert.

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Talent-Management spezial: Hochbegabte, Forscher, Künstler ... erfolgreich führen von Maximilian Lackner ist am 21.10.2011 im Gabler Verlag erschienen

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Hochbegabte denken schneller als andere Menschen. Doch das bringt - vor allem im Beruf - nicht nur Vorteile mit sich. In Unternehmen und Organisationen haben Hochbegabte in vielen Bereichen Schwierigkeiten, doch der Umgang mit ihnen ist bis dato ein graues Feld.

Wie das Potenzial von Hochbegabten genutzt werden kann, schildert Maximilian Lackner, Innovator, Investor und internationaler Manager in seinem Buch "Talent-Management spezial: Hochbegabte, Forscher, Künstler ... erfolgreich führen". Darin gibt er Ratschläge für den richtigen Umgang mit Hochbegabung im beruflichen Umfeld.

Dabei geht er darauf ein, wie man als Chef Hochbegabte am besten managt, aber auch, wie man als Hochbegabter erfolgreich führen kann. Weiters gibt er Tipps, wie die Zusammenarbeit unter Mitarbeitern mit einem hochbegabten Kollegen funktionieren kann und umgekehrt.

Randphänomen hochbegabte Erwachsene

Laut der Hochbegabtenorganisation Mensa, die Intelligenztests durchführt, gelten Menschen ab einem Intelligenzquotienten von 130 als hochbegabt. Weltweit geht man davon aus, dass in etwa zwei Prozent der Bevölkerung diese Anforderung erfüllen. In Österreich hat Mensa rund 500 Mitglieder. Während Hochbegabung von Kindern in den vergangenen Jahren immer wieder Bestandteil öffentlicher Debatten war, bleibt die Thematik bei Erwachsenen ein Randphänomen.

Eindruck eines Querkopfs

"Viele wissen jahrzehntelang gar nicht, dass sie hochbegabt sind", sagt Lackner. Oft würden sich Hochbegabte einfach "anders" fühlen, an sich selbst zweifeln, im Beruf immer wieder anecken und beim Chef den Eindruck eines Querkopfes erwecken. Dadurch bleiben Hochbegabte im Job oft hinter ihren Möglichkeiten zurück.

Erkennen von Hochbegabten

Doch wie wird ein Chef auf einen hochbegabten Mitarbeiter aufmerksam? "Was sicher auffällt, ist die rasche Auffassungsgabe von Hochbegabten", sagt Lackner. Diese werde aber oft nicht so gut aufgenommen, weil Hochbegabte in der Regel den anderen bereits mehrere Gedankenschritte voraus sind und deswegen dazu neigen, andere Menschen zu unterbrechen.

Weiteres Indiz für eine Hochbegabung sei beispielsweise, dass ein Hochbegabter beim Auftreten von Schwierigkeiten nicht um Hilfe bittet, sondern versucht, das Problem selbst zu lösen.

Verschenktes Potenzial

Kritisch sieht Lackner, dass die meisten Unternehmen nicht wissen, wie sie mit Hochbegabten umgehen sollen. Mitunter werden Mitarbeiter bevorzugt, die unauffällig und unkompliziert sind. Durch diesen Gleichstellungsgedanken werde laut Lackner viel Potenzial für Unternehmen verschenkt.

Darum sei es wichtig, dass Personaler die Eigentümlichkeiten von Hochbegabten kennen und wissen, wie sie ticken. So seien beispielsweise Aufgaben mit einem starken Wiederholungscharakter nicht für Hochbegabte geeignet, weil sie hier unterfordert sind und schnell gelangweilt sein würden.

Auch sind Hochbegabte für gewöhnlich diejenigen, die ein Projekt starten, dieses aber nicht umsetzen können, weil sie oft Probleme damit haben, Sachen zu einem Ende zu bringen. "Meist sind Hochbegabte auch nicht unbedingt Teamplayer. Für Chefs ist es wichtig zu wissen, wo sie die Ressourcen von Hochbegabten sinnvoll einsetzen können", sagt Lackner.

Führen als Hochbegabter

Umgekehrt können auch dann Probleme auftreten, wenn ein hochbegabter Chef seine Mitarbeiter erfolgreich führen will. "In diesem Fall ist es wichtig, keine Primadonna zu sein und zu versuchen, in allen Bereichen zu glänzen", sagt Lackner. Hochbegabte Chefs müssten vor allem lernen, Aufgaben an ihre Mitarbeiter zu delegieren und nicht alles selbst machen zu wollen. "Dabei sollte man nicht von sich auf die Mitarbeiter schließen und das gleiche von ihnen erwarten, wie von sich selbst", sagt Lackner.

Problematisches Outing

Von einem Outing der eigenen Hochbegabung im Unternehmen rät Lackner ab, denn das würde Neid auf den Plan rufen. Außerdem bestehe die Gefahr, dass die Kollegen ihren hochbegabten Mitarbeiter dann viel kritischer beurteilen. "Ich empfehle Hochbegabten vor allem durch Leistung zu punkten", sagt Lackner.

Für ein harmonisches Miteinander rät er Hochbegabten, zwei bis drei Bücher über die Thematik zu lesen, um über sich selbst Bescheid zu wissen und die eigene Identität zu finden. Im Umgang mit Kollegen müssten Hochbegabte vor allem lernen, ihnen ihren Raum zum Leben zu lassen und nicht in fremden Revieren zu wildern. (Elisabeth Mittendorfer, derStandard.at, 5.11.2012)