Freetown - Bei der Präsidentschaftswahl im ehemaligen Bürgerkriegsland Sierra Leone ist der amtierende Staatschef Ernest Koroma wiedergewählt worden. Koroma habe 58,7 Prozent der Stimmen erhalten, sein ärgster Konkurrent Julius Maada Bio 37,4 Prozent, teilte die Wahlkommission am Freitag in Freetown mit. Beobachter hatten den friedlichen Ablauf der ersten Wahl seit dem Bürgerkrieg ohne Unterstützung der UNO gelobt.

Koroma legte kurz nach Verkündung der offiziellen Wahlergebnisse den Amtseid für weitere fünf Jahre ab. In einer anschließenden Rede rief er zur nationalen Einheit auf. Für die anstehende Arbeit brauche es den guten Willen und die Energie aller politischen Parteien, sagte der Staatschef. Er versprach die Schaffung neuer Arbeitsplätze für die Jungen sowie Ausbildungschancen für sie, vor allem im Bau-, Minen- und Agrarsektor. Zudem kündigte der 59-Jährige an, er werde den Kampf gegen die Korruption fortführen.

Die US-Regierung gratulierte Koroma zu seinem Wahlsieg. Zugleich würdigte Präsidentensprecher Jay Carney die demokratischen Fortschritte in dem westafrikanischen Land seit Ende des Bürgerkriegs 2002.

Von den rund 2,6 Millionen Wahlberechtigten beteiligten sich an dem Urnengang vergangenen Samstag 87,3 Prozent. Die Wahl galt als Test für die demokratische Konsolidierung Sierra Leones, wo von 1991 bis 2002 ein äußerst blutiger Bürgerkrieg wütete, in dessen Verlauf 120.000 Menschen getötet wurden. Es handelte sich um die dritte Abstimmung seit dem Ende des Konflikts. Die Ergebnisse der gleichzeitig abgehaltenen Parlaments-, Regional- und Kommunalwahlen wurden zunächst noch nicht bekannt gegeben.

Als Nagelprobe für den weiteren Frieden im Land gilt, ob der ehemalige General Bio das Ergebnis langfristig akzeptiert. Der Rivale behauptete, es sei bei der Wahl zu Manipulationen gekommen und forderte die Bürger auf, gegen das Ergebnis Beschwerde beim Obersten Gerichtshof einzulegen. Der Chef der EU-Wahlbeobachtermission, Richard Howitt, sagte, er hoffe, dass beide Parteien ihre militanten Anhänger weiter zur Gewaltfreiheit anhalten können.

Sierra Leone ist einer der ärmsten Staaten der Welt. Das Land verfügt aber über reiche Rohstoffvorkommen, von deren Erschließung sich die Menschen Wohlstand erhoffen. Zehn Jahre nach dem Ende des Bürgerkriegs wünschen sich die Einwohner vor allem Verbesserungen auf dem Arbeitsmarkt sowie im Bildungs- und Gesundheitssektor. (APA, 23.11.2012)