Musikalische Wanderimpressionen: Klaus Karlbauer, Rosvita und Markus Moser (v. li.).

Foto: Pelekanos

Wien – Es ist eine Menge Konzeptuelles eingeflossen – in das Projekt Fool's Island: Es handelt von Heimatlosigkeit, vom Unterwegssein, ist quasi auch "eine abstrakte musikalische Übersetzung des Fluchtthemas", wie Klaus Karlbauer sagt. Als Vorbild fungierte zudem ein bisschen Franz Schuberts gewichtiger Winterreise-Liedzyklus: "Man kann unsere Arbeit quasi als zeitgenössischen Kommentar dazu sehen."

Und tatsächlich: Ein atmosphärisch subtiler Song wie The Fisherman, mit seiner sanft dahinschwebenden Melodik, ist unschwer eine gewisse melancholisch-verlorene Verwandtschaft zum Lied Der Leiermann anzuhören, mit dem Schuberts Zyklus so sanft wie gruselig entschlummert.

Allerdings ist die sanfte Weise hier eingebunden in eine düstere Geräuschwelt, die groovige Formen annimmt. The Karlsbauers sprengen also – und dies live natürlich noch ausgiebiger – gerne das obligate Songformat. Da hört man elektronische Verdunkelungen, verfremdete Symphonieorchester, Improvisationen, die Karlbauer auf einer Bassklarinette expressiv ausstattet, und hört Markus Mosers entspannte Gitarre in diversen Soundposen.

Man findet aber auch eine simple Ballade wie Graciella: Verträumt und herb trägt Rosvitas Stimme durch die Miniatur, und es bräuchte dann auch gar keine Facts zu etwaigen konzeptuellen Ideen, um die charmante Substanz des Fool's Island Project (bei FIT) zu erkennen.

Die Form, in der die mitunter chansonhaft anmutenden Songs (Worte: Rosvita; Musik: Klaus Karlbauer) nun veröffentlicht wurden, ist auch eine Reaktion auf die Entmaterialisierung der Musik durch das Internet (bei gleichzeitiger Allgegenwart von Material): Ja, es ist eine Schallplatte geworden, mit einem leicht psychedelischen Cover (und in limitierter Auflage).

Somit: Fool's Island Project ist auch eine Erinnerung an gute alte haptische Plattenzeiten, die offenbar im Kommen sind. (Ljubisa Tosic, DER STANDARD, 30.11.2012)