Josef Farthofer mit Partnerin Doris Hausberger in seiner Destillerie. Seine Erzeugnisse kann man in der "Mostelleria" in Öhling ab Hof erwerben oder über Händler.

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Für diesen Vodka wurde Farthofer in London mit der "Trophy" geehrt. Die Begründung der Jury: "Squeaky clean with light floral notes. Warming glow on entry to the mouth. Soft and clean with the alcohol giving impression of slight sweetness. Sharp, crisp and incredibly clean."

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Aus 2.400 Einreichungen ging er als Sieger hervor, "Wodka-Großmächte" wie Russland, Finnland oder Polen hat er hinter sich gelassen - der "Organic Vodka" von Josef V. Farthofer wurde bei der "International Wine & Spirits Competition" (IWSC) 2012 mit der "Trophy" für den besten Wodka weltweit ausgezeichnet. Die Trophäe durfte er vor kurzem in London entgegennehmen. Im Interview mit derStandard.at erzählt der 39-jährige Edelbrenner, was einen guten Wodka ausmacht.

derStandard.at: Welchen Stellenwert hat die Auszeichnung für Sie?

Farthofer: Einen sehr hohen. Das ist die höchste Auszeichnung, die man als Qualitätsproduzent im Spirituosenbereich erreichen kann. Ein einzigartiges Erlebnis.

derStandard.at: Wie kommt man als österreichischer Wodka-Produzent ins Rennen um den besten Wodka der Welt? Muss man sich vorher erst für den Bewerb in London qualifizieren?

Farthofer: Man muss Proben einreichen. Die werden dann von einer 300-köpfigen Fachjury verkostet. Die Jury setzt sich aus Mitgliedern aus der ganzen Welt zusammen. Zuerst findet eine Blindverkostung statt, im Anschluss erfolgt eine technische Analyse im Labor und danach gibt es noch einmal eine Blindverkostung. So werden die besten Sorten ermittelt. Das ist ein extrem aufwändiges Prozedere, das sonst keiner macht.

derStandard.at: Wie viele Teilnehmer hat es gegeben?

Farthofer: 2.400 Proben wurden eingereicht.

derStandard.at: Waren Sie der einzige Vertreter aus Österreich?

Farthofer: Im Wodka-Bereich ja, in anderen Kategorien nein.

derStandard.at: Was haben Sie genau gewonnen?

Farthofer: Ich habe eine Goldmedaille bei der 40er-Kategorie gewonnen, das bezieht sich auf die Volumsprozente, und die "Trophy". Das ist der Preis für die Gesamt-Vodka-Kategorie.

derStandard.at: Die "Trophy" ist das höchste der Gefühle in Sachen Auszeichnung?

Farthofer: Ja, die ist noch wichtiger als die Goldmedaille, weil alle namhaften Wodka-Produzenten dabei sind.

derStandard.at: Ist die "Trophy" jetzt der Türöffner für den internationalen Markt?

Farthofer: Ja, jetzt kommen plötzlich mehr Anfragen aus Russland, obwohl die selbst viele gute Wodka-Sorten haben, oder Bestellungen aus Singapur und anderen Ländern.

derStandard.at: Geht sich das aus? Wie viel produzieren Sie von dem Wodka?

Farthofer: Ein paar Tausend Liter sind es schon. Wir produzieren natürlich auch auf Lager, in erster Linie aber auf Nachfrage. Und die ist momentan sehr stark.

derStandard.at: Welche Vertriebsschienen bedienen Sie?

Farthofer: Man kann die Erzeugnisse in unserer Mostelleria kaufen, dem Schaubetrieb. Natürlich auch über Händler, die unserer Produkte gelistet haben und Fachgeschäfte sowie in Bio-Läden und beispielsweise auch in Nobelhotels.

derStandard.at: Was ist das Besondere an Ihrem Wodka?

Farthofer: Klarheit, Milde im Abgang. Wichtig ist die Wasserqualität. Wir haben eine eigene Quelle in einem Naturschutzgebiet im Mühlviertel. Das Wasser hat wenig Kalk, es wird nicht filtriert, ist aber trotzdem komplett klar. Für die Milde am Gaumen ist vor allem das Wasser entscheidend.

derStandard.at: Das heißt, das Wasser ist am wichtigsten?

Farthofer: Genau. Neben dem Wasser ist natürlich auch die Rohstoffqualität wichtig. Der Bio-Weizen, den wir verwenden. Wenn ein Wodka 40 Prozent hat, liegt ja der Wasseranteil bei 60 Prozent, der Rest ist Alkohol. Dementsprechend entscheidend ist die Wasserqualität.

derStandard.at: Wie viel kostet Ihr Wodka?

Farthofer: 49,90 Euro pro Flasche.

derStandard.at: Was braucht man für Ihren Beruf?

Farthofer: Auf der einen Seite sind das sensorische Fähigkeiten. Man muss wissen, wie Fehler riechen. Eine gewisse Offenheit im Vertrieb ist ein weiterer Punkt. Also international denken und nicht nur national. Managementqualitäten gehören auch dazu, um so einen Betrieb führen zu können.

derStandard.at: Welche Ausbildung haben Sie?

Farthofer: Ich war auf der Johannes Kepler Universität in Linz. Dort habe ich Wirtschaftspädagogik studiert und danach eine Ausbildung zum Unternehmensberater gemacht. Ich habe für ein Technologiezentrum Jungunternehmer beraten und mir nach fünf Jahren gedacht, dass ich mein Hobby zum Beruf machen könnte. 2003 war dann die Firmengründung, vorher habe ich nur hobbymäßig Schnaps gebrannt und Most erzeugt. Mittlerweile haben wir sechs bis sieben Mitarbeiter, je nach Auftragslage.

derStandard.at: Der Hof befindet sich bereits in der fünften Generation?

Farthofer: Wir sind ein Familienunternehmen. Meine Lebensgefährtin und mein Schwager arbeiten mit. Meine Eltern haben im bäuerlichen Bereich immer Schnaps gebrannt, eine Tradition, die über viele Generationen geht. Ich habe es dann auf eine gewerbliche Basis gestellt. Früher hat man bei der Verwertung des Obstes mehr Wert auf den Alkohol und weniger auf die Qualität gelegt. Die Edelbrennerei ist bei uns noch nicht so alt.

derStandard.at: Braucht man für das Gewerbe eine spezielle Ausbildung oder reicht das Lernen am elterlichen Hof?

Farthofer: Grundsätzlich handelt es sich um ein freies Gewerbe. Ich habe eine Ausbildung auf der Uni Hohenheim absolviert und verschiedene Sensorik- und Brennereikurse in der Schweiz besucht. In Österreich gibt es zwar eine Ausbildung in Klosterneuburg, die Experten sitzen aber im Ausland. Und bei der Ausbildung als landwirtschaftlicher Facharbeiter wird das Rüstzeug bei der Obstverarbeitung gelehrt. Ich bin am Bauernhof aufgewachsen.

derStandard.at: Den Schaubetrieb in Öhling haben Sie selbst aufgebaut?

Farthofer: Ja, das war ein altes Kellergebäude aus dem Jahr 1874. Da ist jetzt die Mostelleria drinnen und steht Besuchergruppen und Individualgästen offen.

derStandard.at: Der Berufswunsch hat sich bei Ihnen erst im Laufe der Jahre herauskristallisiert. Können Sie sich vorstellen, auch wieder umzusatteln und was anderes zu machen?

Farthofer: Es hat sich damals aus dem Hobby ergeben. Umsatteln kann ich mir nicht vorstellen. Der Betrieb ist so schön gewachsen, die Tätigkeit macht Spaß und ich hoffe, dass die nächste Generation das Unternehmen weiterführen wird. So wie man sich einen Familienbetrieb vorstellt.

derStandard.at: Welche Ziele haben Sie für die nächste Zeit?

Farthofer: Gesundes Wachstum und die Produkte noch stärker international platzieren, das sind die Ziele. Neue Kreationen bringen wir eh ständig heraus. Zum Beispiel die "O-Serie" mit Organic-Vodka, -Rum und -Gin. Das passiert auch im Austausch mit unseren Kunden, die uns am Schaubetrieb Ideen für Innovationen liefern.

derStandard.at: Welche Lieblingssorte haben Sie? Was trinken Sie am öftesten?

Farthofer: Der Mostello (Birnen-Dessertwein, Anm.), den ich erfunden habe, ist mein Lieblingsgetränk. Der gehört auch zu unseren Leitprodukten. Momentan sind 2006er und 2007er im Verkauf. Der schmeckt mir persönlich am besten. (Oliver Mark, derStandard.at, 4.12.2012)