Wolfgang Schlögl und Paul Divjak entlocken als Team Tool Time dem emsigen Volk der Bienen summende und brummende Klänge.

Foto: Michael Dürr

Wolfgang Schlögl von den Sofa Surfers muss man sich mindestens als emsig vorstellen. Seit Jahresmitte gurkt der Musiker und Produzent an den Wochenenden wieder mit seiner Stammband in Europas Clubs rum, um das tolle aktuelle Album Superluminal zu bewerben. Neben Theatermusik (Iba de gaunz oamen Leit) veröffentlichte er heuer gemeinsam mit Franz Reisecker als Paradies der Tiere auch ein Album mit avanciertem Elektrobluesrock und Chansons. Nach zehn Jahren Pause hat er außerdem als I-Wolf seine Solokarriere reaktiviert. Eine EP wird noch im Dezember erscheinen, ein Doppelalbum 2013 folgen. Es wird als wilde Mischung aus "No Wave / Free Jazz, Gospel/Soul und Techno" angekündigt.

Zuvor noch ist jetzt unter dem Namen Team Tool Time beim kleinen Wiener Liebhaberlabel Konkord ein Album namens Bee Pop erschienen. Auf diesem beschäftigt sich Schlögl nach den großen Tieren mit den Bienen. Im Duo mit dem Wiener Autor, Künstler und Ambientmusiker Paul Divjak, der heuer bei Konkord solo schon das Weltall im Science Fiction Pocket Museum zum Schwingen brachte, hat sich Schlögl nun in Imkermontur geworfen.

Das Team Tool Time senkt als grünschnabelige Fourtysomethings damit nicht nur den Altersdurchschnitt in einem Gewerbe, in dem man mit 50 gewöhnlich als Nachwuchshoffnung gilt. Die Feldforschungsaufnahmen in und um die Bienenstöcke sowie um Honigschleuder und Honigpumpe, die letzten Sommer mit Spezialmikrofonen entstanden sind, beweisen auch, dass sich im Leben des Wolfgang Schlögl alles dem Groove unterzuordnen hat.

Das in Wahrheit reichlich unsympathisch, weil streng hierarchisch und vollkommen humorlos geregelte Leben der Bienen wird über den Kunstgriff des das Universum durchpulsenden Herzschlagbeats unter besonderer Berücksichtigung von Technomarschmusik für die Arbeitsfront und individual herausgestellten Kommandotönen der Königin auf dem Mischpult als summende und brummende Wunderkammer vorgestellt. Brumm, brumm, brumm, Bienchen, summ herum? Von wegen.

Wir haben es - wie in der Kunst üblich, wenn es um Bienen geht - eigentlich mit übelster Propaganda zu tun. Sie kann im Grunde kaum überboten werden. Und falls doch, so muss man die abgefeimte Kunst des Team Tool Time mit jener Malerei vergleichen, die heute höchstens noch in einem mit einem Bienenstaat durchaus vergleichbaren Land wie Nordkorea zur höheren "Ehre" von Volk und Vaterland betrieben wird.

Die hässliche Fratze des Totalitarismus, aufbereitet mit freundlichen Flügelschlaggrooves und zärtlich stampfenden Rhythmen aus jener Gerätschaft, die dem geknechteten Volk die Früchte seiner Arbeit abpresst. Der hymnisch-melodiöse Gestus gegen Albumende im Track Gelée Royale kann dabei kaum versöhnen. Zu dieser Zeit grinst man nämlich schon ziemlich breit über dieses abgefeimte Spiel.   (Christian Schachinger, Rondo, DER STANDARD, 7./8./9.12.2012)