Ouagadougou - Im westafrikanischen Burkina Faso ist es nach Auszählung der Stimmen der Parlamentswahlen vom Sonntag zu ersten Wahlbetrugsvorwürfen gekommen. In der Hauptstadt-Provinz Kadiogo seien Probleme aufgetreten, gab die Wahlkommission am Donnerstag bekannt. Daher habe man vorerst nur Teilergebnisse ohne die betroffene Provinz veröffentlicht.

Nach dem ersten Wahlergebnis verfügt das Präsidentenlager im neuen Parlament über 81 der 127 Sitze. Compaores Kongress für Demokratie und Fortschritt (CDP) stellt 58 Abgeordnete, vier mit dem CDP verbündete Parteien kommen auf 23 Mandate.

Beschwerden an den Verfassungsrat

In Kadiogo war Francois Compaore, der jüngere Bruder und Berater des Staatschefs, den er offenbar 2015 im Präsidentenamt beerben will, gegen Zephirin Diabre angetreten. Dieser gilt als künftiger Oppositionsführer. Seine Union für Fortschritt und Wechsel (UPC) kam auf mindestens 15 Abgeordnete. Diabre, ein früherer Finanzminister unter Compaore, sprach von Wahlmanipulationen in Kadiogo.

Die Wahlkommission forderte die Kandidaten auf, mögliche Beschwerden zur Wahl in Kadiogo dem Verfassungsrat vorzutragen, um keine Krise heraufzubeschwören. Ein Sprecher der Präsidentschaftspartei erklärte, er vertraue der Wahlkommission und warte auf das endgültige Ergebnis.

Zeitgleich mit den Parlamentswahlen hatten Kommunalwahlen stattgefunden, deren Ergebnis später mitgeteilt werden soll.

4,3 Millionen Bürger zu Wahl aufgerufen

Zu der Wahl waren rund 4,3 Millionen Bürger aufgerufen. Sie galt als wichtiger Stimmungstest nach Unruhen Anfang 2011, die Compaores Regierung in eine schwere Krise gestürzt hatten. Nach dem Tod eines Studenten bei einer Demonstration hatte es wochenlange Proteste gegeben, bei denen es zu gewaltsamen Ausschreitungen kam. Außerdem hielten meuternde Soldaten das Land in Atem.

Opposition gespalten

Burkina Fasos Opposition ist gespalten. Trotz fortbestehender Spannungen war das Compaore-Lager daher als Favorit in die Wahlen gegangen. Der Staatschef war 1987 durch einen Militärputsch an die Macht gekommen. (APA, 7.12.2012)