Vielleicht hat zumindest die SPÖ umgedacht, vielleicht waren es auch nur gefällige Worte aus Anlass der Feierlichkeiten zum 20-Jahr-Jubiläum von SOS Mitmensch. Und vielleicht wäre es auch ein bisschen peinlich gewesen, angesichts hungernder Flüchtlinge in der Wiener Votivkirche gar nichts zu sagen. Und die ÖVP sah am Tag danach die Welt schon wieder ein bisschen anders.

Trotzdem war es höchste Zeit für die Botschaft, die SP-Klubobmann Josef Cap per Video verkündete: Asylwerber sollen in Österreich, nach einer Frist von einem halben Jahr, legal arbeiten dürfen. Dass dies jetzt de facto unmöglich ist, kann man durchaus als nationale Schande ansehen. Der einzige "Job", der von Flüchtlingen derzeit dauerhaft ausgeübt werden kann, ist der von Prostituierten - wahrlich kein Renommee für ein Land, das sich gern als Menschenrechtsparadies darstellt. Diesen Missstand zu "reparieren" ist nicht nur aus humanitären Gründen geboten. Es gibt auch handfeste ökonomische Argumente dafür: In Zeiten knapper Kassen müssen alle Steuerzahler Interesse daran haben, wenn Asylwerber für ihren Unterhalt selbst aufkommen wollen.

Der Leidensdruck der Asylwerber ist groß - das zeigt auch der Hungerstreik in der Votivkirche. Egal, welche Motive Josef Cap für seine Videobotschaft hatte: Jetzt liegt das Thema auf dem Verhandlungstisch. Spätestens jetzt sollte die Regierung wirklich mit dem Umdenken beginnen.
 (Petra Stuiber, DER STANDARD, 22.1.2013)