Ist es Zufall, dass gerade jetzt ein Vorschlag zum Wasserprivatisierungsverbot im Ministerrat landet? Sicher nicht. Wahljahr ist's, und da kann ein bisschen Emotionalisierung (und Mobilisierung) nicht schaden, denken offenbar die Wahlkampfstrategen in der SPÖ.

Wenn man damit nebenbei auch noch "der EU" eine vor den Latz knallen kann, freuen sich auch die Boulevardzeitungen und der Wiener Bürgermeister, der gern sein Wiener Volk zu dem befragen lässt, was die "Krone" für die Volksmeinung hält. Erneut, trotz der jüngsten Berufsheer-Pleite, spannen sich Werner Faymann und Michael Häupl im Tandem vor deren Karren. Diesmal, um "unser weißes Gold" beherzt den Krallen der kaltherzigen Eurokraten zu entreißen. Und diesmal, das ist nicht riskant zu wetten, werden sie reüssieren: Wer kann dagegen sein, dass unsere Politiker unser Wasser retten?

Das Problem ist nur: "Unser Wasser" muss gar nicht gerettet werden. EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier hat nie vorgehabt, Europas Kommunen zu zwingen, ihre Trinkwasserversorgung zu privatisieren. Ihm ging es darum, im Falle des Falles sicherzustellen, dass keine Mauscheleien passieren und korrekt ausgeschrieben wird.

Dass die SPÖ dennoch die Privatisierungskarte zieht, wirft ein schiefes Licht auf des Kanzlers öffentlich zelebrierte junge Liebe zu Europa. Im Ernstfall eines Wahljahres ist wohl die Dauer-Liaison mit dem Boulevard stärker. (Petra Stuiber, DER STANDARD, 29.1.2013)