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Vor rund zwei Jahren war Jürgen Macho noch die Nummer eins des Landes. Nun ist er die Nummer eins der Admira. "Mann muss immer und überall alles geben."

Foto: APA/ Jaeger

Wien - Jürgen Macho geht es gut. Körperlich. Zum Wohlbefinden eines Fußballers (Menschen) gehört allerdings auch die seelische Komponente. " Schaue ich auf die Tabelle, wird mir irgendwie geistig schlecht." Der 35-jährige Macho hütet seit dem Winter, also seit zwei Meisterschaftsspielen das Tor von Admira Wacker. Er hat ein 1:2 gegen Wiener Neustadt und ein 0:4 gegen die Austria anzubieten. Ihn trifft keine Schuld, was aber bei einem Mannschaftssport nicht einmal sekundär ist. Die Admira hat in elf Ligapartien nur einen Punkt geholt, da ist der letzte Tabellenplatz eine zumindest nicht unlogische Folge. "Man steckt in einer Negativspirale. Ich erst kurz, die anderen länger. Man hofft, dass es irgendwann, möglichst rasch, Klick macht. Weil das Fußballspielen hat die Admira sicher nicht verlernt. Wir warten auf den Lucky Punch."

Macho hat viele Stationen hinter sich. Die Südstadt ist eine weitere, vermutlich nicht die letzte. "Ich schaue mir das alles bis Sommer an. Es geht auch darum, wie mein Knie reagiert, ob mein Körper die Belastungen aushält. Momentan schaut es gut aus." Machos Verletzungen füllen die Bibliothek eines durchschnittlichen Krankenhauses. Vor dem Admira-Engagement konnte er 18 Monate lang seinen Beruf nicht ausüben, es lag an zwei Patellasehnenoperationen. Er könnte noch einen Kreuzbandriss, einen Arm- und Fingerbruch anführen, das Jochbein war auch zertrümmert. "Fußball ist ein Kampfsport. Ich habe nie gehadert, habe mir nie leidgetan. Ich bin ein Stehaufmanderl, bin stets den harten Weg gegangen. Darauf bin ich stolz."

In der Jugend, bei Rapid und beim Sportklub, war der Weg nicht steinig. Als Profi diente er der Vienna, im Jahr 2000 wechselte er in die englische Premier League zu Sunderland. Seine Leistungen waren derart auffällig, dass 2003 Chelsea zuschlug. Macho brachte es in London auf keinen Einsatz. Rapid, Kaiserslautern, AEK Athen, der LASK und Panionios Athen folgten, auf Verletzungen blieb Verlass. "Man sammelt überall Erfahrungen."

Und jetzt ist der Wiener bei der Admira gelandet. Er findet das überhaupt nicht trist. "Ich fühle die Verpflichtung, alles zu geben. Bei jedem Arbeitgeber ist das so." Normalerweise wird in so einer Situation über den Trainer, also Dietmar Kühbauer, diskutiert. Macho beteiligt sich an diesen theoretischen, eventuell inoffiziellen Gesprächen nicht. " Blöd wäre ich. Ich sehe ein engagiertes Trainerteam. Auf dem Platz stehen immer noch die Spieler."

Der Diplomat

Am Mittwoch gastiert Red Bull Salzburg in der Trenkwalder Arena, es gibt übrigens tausende Restkarten. "Die sind Favorit", sagt Macho, er kennt sich im Fußball nämlich aus. "Mit Leidenschaft müssen wir dagegenhalten, man kann gegen jeden punkten." Über die Qualitäten der Salzburger möchte er sich nicht äußern, da packt er lieber den Diplomaten aus. "Sie haben große Möglichkeiten und Ansprüche." Dass sie bisher relativ wenig erreicht haben, denkt Macho maximal. Ein Admiraner will ja auch viel mehr

Macho lässt die Abgänge von Philipp Hosiner und Marcel Sabitzer nicht als Ausrede gelten. "No na, gehen sie zur Austria beziehungsweise zu Rapid. Aber eine Mannschaft besteht ja nicht nur aus zwei Spielern."

Er schaut jedenfalls auf die Admira und auf sich, beides ist wichtig. Auf das Nationalteam schaut er selten, obwohl es bedeutend ist. Macho war bei der Heim-EM der Keeper, brachte es auf insgesamt 25 Einsätze. " An ein Comeback zu denken, wäre kühn, ich muss am Boden bleiben." Generell sei die Landeselite zu wankelmütig, auf gute Ergebnisse folgten schlechte. "Es ist seit Jahren dasselbe, irgendwann sollt man aus diesem Kreislauf rauskommen."

Ein Kreislauf ist allerdings immer noch netter als die Negativspirale der Admira. "Ich bin überzeugt, dass wir nicht absteigen. Ich bin ein Stehaufmanderl." (Christian Hackl, DER STANDARD, 27.2.2013)