Apples Spamfilter scheint bei gewissen Begriffen außer Kontrolle zu geraten.

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Das rigide Vorgehen in Sachen expliziter Inhalte könnte Apple auf den Kopf fallen. Bestimmte Begriffe in E-Mails führen offenbar dazu, dass diese aus der iCloud gelöscht werden, ohne jemals den Empfänger zu erreichen.

Das Verschwinden der "barely legal teens"

Eine dieser Phrasen ist "barely legal teens". Sie beschreibt bei Erotik- und Pornoanbietern Darsteller und Modells, die gerade erst ins Erwachsenenalter eingetreten sind oder relativ jung aussehen. Der Filter bewirkt anscheinend, dass entsprechende Botschaften ohne weiterer Benachrichtigung des Absenders oder Empfängers verschwinden. Es erfolgt auch keine Spam-Markierung.

Entdeckt hatte das Problem ein Skriptschreiber, der einem Filmproduzenten eine PDF-Datei via iCloud übermittelt hatte, in dem der Begriff im Rahmen einer Szene vorgekommen war, in welcher einer der Charaktere im Internet eine Pornoseite betrachtete. Trotz mehrfacher Sendeversuche kam die Nachricht niemals an. Erst die Abänderung hatte zur Folge, dass die E-Mail ans Ziel fand.

Löschung entspricht Nutzungsbedingungen

Wie InfoWorld berichtet, ereilte auch andere Mails das Schicksal sofortiger Löschung, selbst wenn in der E-Mail nur die Zeile "All my children are barely legal teens – why would I want to let them drive themselves?" (Meine Kinder sind kaum erwachsen – warum sollte ich sie selbst ein Auto steuern lassen?) im Text oder einem angehängten PDF-Dokument aufschien.

In den iCloud-Nutzungsbedingungen finden sich offenbar Klauseln, die Apple tatsächlich das Recht einräumen, unliebsamen Content jederzeit zu entfernen, ohne darüber Auskunft geben zu müssen. Dass "barely legal teens" den Pornofilter der iCloud auslöst, konnte auch Cult of Mac nachvollziehen.

Nur ein Bug?

Bei ReadWrite geht man hingegen von einem Bug aus. Dort vermutet man, dass Apples Spamjäger-Automatismen möglicherweise wirklich fehlkalibriert waren, aber das Problem nunmehr behoben ist. Autor John Titlow geht nicht von Absicht aus, sondern vermutet einfach nur einen Bug.

Als Beleg führt er an, dass er selbst schon Mails mit einigermassen bedenklichen Inhalten, die ihn "möglicherweise auf eine Watchlist der Regierung gebracht haben könnten" via iCloud erfolgreich verschickt hat. Während die strenge Vorgangsweise im App Store auch in wirtschaftlicher Sicht Sinn macht – immerhin gibt es auch jüngere Käuferschichten – gibt es für den Konzern aus Cupertino in ökonomischer Hinsicht keinen nachvollziehbaren Grund, private E-Mails der eigenen Kunden zu entfernen.

Was die Ursache für das plötzliche Verschwinden der "barely legal"-Nachrichten ist oder war, dürfte umstritten bleiben. Apple hat sich zu dem Problem nämlich noch nicht zu Wort geäußert. (gpi, derSTandard.at, 27.02.2013)