Der Umzug der Asylwerber von der Votivkirche ins Servitenkloster ist ein Sieg der Vernunft. Durch einen weiteren Verbleib in der Kirche hätten die Männer nichts mehr gewinnen können - aber umso mehr verlieren: ihre Kraft, ihre Gesundheit und schließlich auch die Sympathie vieler Wohlmeinender, die den Protest der Verzweifelten verstanden und auch unterstützten. Aber spätestens seit jener Forderung eines Sprechers, man werde die Kirche erst verlassen, wenn alle einen Aufenthaltstitel in Händen hielten, wurde es problematisch.

Offenbar ist es den Unterstützern nun doch gelungen, den Asylwerbern klarzumachen, dass auf diese Weise eine gesichtswahrende Lösung für alle Beteiligten kaum möglich ist. Durch den Umzug ins Ersatzquartier hat sich das Blatt gewendet - nun liegt es am Innenministerium, guten Willen zu zeigen und die Asylpolitik zu korrigieren.

Es ist nicht hinnehmbar, dass Asylwerber in einem rechtsstaatlichen Verfahren, das über ihr Schicksal entscheidet, auf schlechte Dolmetscher angewiesen sind. Es ist unerträglich, wenn de facto die einzig "legale" Erwerbsmöglichkeit für Asylwerberinnen jene der Prostitution ist. Darüber hinaus ist dringend zu hinterfragen, warum ein Senat des Asylgerichtshofes seit seinem Bestehen kein einziges Verfahren positiv beschieden hat. Das alles muss geändert werden - nicht nur im Interesse jener, die den Behörden nun einen großen Schritt entgegengekommen sind. (Petra Stuiber, DER STANDARD, 4.3.2013)