Bild nicht mehr verfügbar.

In Wolfsberg gibt es nur eine Gruppe, die gesamte Mannschaft. Dafür sorgte der Trainer. In den jüngsten sechs Partien wurden 14 Punkte gesammelt, auch im Cup ist man noch dabei. Vielleicht kommt ja irgendwann Chelsea. Zwar nicht ins Lavanttal, aber nach Klagenfurt.

Foto: APA/Eggenberger

Bild nicht mehr verfügbar.

"Wir sind eigenständig, da redet die Politik nicht mit." Dietmar Riegler, Präsident.

Foto: APA/Eggenberger

Standard: 14 Punkte aus sechs Spielen, nur die Austria war im Frühjahr besser. Wohin führt das?

Dietmar Riegler: Gott sei Dank sind wir gut drauf, wir haben einen Lauf, den wollen wir nutzen. Schauen wir, wo wir schlussendlich stehen. Das erste Ziel war, nicht abzusteigen. Das haben wir mit 99-prozenti- ger Wahrscheinlichkeit erreicht. Schlagen wir am Samstag Wiener Neustadt, sind es hundert Prozent. Dann kann man sich neuen Herausforderungen stellen.

Standard: Schielt der Wolfsberger AC nach Europa?

Riegler: Alles, was kommt, ist eine Zugabe. Wir werden sicher nichts dahinplätschern lassen. Natürlich wäre der Europacup toll.

Standard: Man sagt, dass das erste Jahr für den Aufsteiger nicht so problematisch ist. Erst in der zweiten Saison wird es eng. Admira war Dritter und kämpft jetzt gegen den Abstieg. Haben Sie diesbezüglich Bedenken?

Riegler: Nein. Das wurde in der ersten Liga auch gesagt, und dann sind wir im zweiten Jahr aufgestiegen. Das ist nur ein Sprichwort.

Standard: Ihr Budget zählt zu den niedrigsten in der Bundesliga.

Riegler: Wir haben gut fünf Millionen Euro zur Verfügung, da liegen wir im unteren Feld, aber nicht ganz unten. Es passt schon.

Standard: Ein Infrastrukturproblem ist aber nicht zu leugnen. Einige Partien mussten abgesagt werden, die Lavanttal-Arena erfüllt nicht alle Kriterien.

Riegler: Ich habe damit kein Problem. Wir haben viel investiert, eine Rasenheizung fehlt halt. Wir werden auch keine installieren, das halte ich nicht für notwendig. Mattersburg legt Matten auf. Die Winter werden sicher wieder milder. Irgendwann wird der Umbau im Klagenfurter Stadion fertig sein, dann können wir notfalls dorthin ausweichen.

Standard: Warum wird man Präsident in Wolfsberg?

Riegler: Ich war ein leidenschaftlicher Fußballer. Ich habe einen gescheiten Verein in unserem Tal vermisst, da gab es keine Perspektiven für Nachwuchskicker. Ich wollte eine Vision realisieren, etwas bewirken, etwas Gutes tun.

Standard: Sind Sie Wohltäter oder Geschäftsmann? Es ist ja prinzipiell nicht verboten, mit dem Fußball Geld zu verdienen, obwohl es in Österreich kaum Beispiele gibt.

Riegler: Geld habe ich mit dem Fußball noch keines gemacht. Umgekehrt haben wir eine Marke. RZ Pellets ist über den Fußball sehr bekannt geworden, das hat die Firma weitergebracht.

Standard: Wie interpretieren Sie den Präsidentenjob? Es gibt Polterer, Selbstdarsteller und jene, die dezent im Hintergrund bleiben.

Riegler: Ich arbeite aktiv mit, aber ich möchte in Ruhe arbeiten und nicht von Journalisten gequält werden. Ich sitze lieber im stillen Kämmerlein und mache die Planung für die Zukunft. Das macht mir Spaß.

Standard: Trainer Nenad Bjelica dürfte eine Idealbesetzung sein.

Riegler: Ja. Ich habe selten einen Menschen erlebt, der in seinem Beruf so aufgeht. Bjelica ist ein Perfektionist, eine Respektsperson, er reißt alle mit, ist wie ein Vater zu den Spielern. Er kann sie motivieren und entwickeln, es gibt keine Gruppenbildungen. Die vier Spanier waren sofort integriert. Er hat ein glückliches Händchen bei der Auswahl, er achtet auf den Charakter. Er ist seit drei Jahren da, hat ein Vertrag bis 2014. Ich werde mit ihm bald über eine vorzeitige Verlängerung reden.

Standard: Hat Sie die Leichtigkeit des Seins im Oberhaus überrascht? Ist der WAC so stark oder die Konkurrenz so schwach?

Riegler: Die Wahrheit liegt in der Mitte. Wir haben uns dem Niveau gut angepasst, Kompliment an alle. Ich bin überrascht, dass wir einen so hervorragenden Fußball spielen. Es kommt nicht von ungefähr, dass wir Rapid dreimal geschlagen haben. Das geht in die Geschichte ein. Und das vierte Match steht noch aus.

Standard: Die Politik spielt im Sport keine unbedeutende Rolle. In Kärnten führten die Wahlen zu einem Machtwechsel. Hat sich dadurch etwas geändert?

Riegler: Nein, ich bin stets mit allen Politikern gut ausgekommen, ich bin parteilos, da wird sich nichts ändern. Wir sind eigenständig, da redet die Politik nicht mit. Das ist ein wichtiges Gebot.

Standard: Wie will sich der Klub langfristig positionieren?

Riegler: Die Zuschauerzahlen sind gut. Wir sind eine kleine Stadt, es finden immer mehr Kärntner den Weg zu uns ins Stadion, die Leistungen fallen auf. Es kann etwas Nachhaltiges entstehen. Die Bundesligazugehörigkeit war ein kleines Wunder. Man darf den Spaß an der Freude nicht verlieren, muss Rückschläge akzeptieren.

Standard: Was passiert, wenn Sie die Nase voll haben?

Riegler: Ich denke nicht ans Aufhören.

Standard: WAC gegen Chelsea in der Lavanttal-Arena, ist das eine realistische Annahme?

Riegler: Nein. Aber in Klagenfurt. (Christian Hackl - DER STANDARD, 16.3. 2013)