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Kinder lassen vor dem Medi-Clinic Heart Hospital in Pretoria 95 Luftballone steigen. Am 18. Juli 2013 wurde er 95 Jahre alt.

Foto: REUTERS/Dylan Martinez

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Unzählige Kunstwerke würdigen Mandela - nicht nur in Südafrika. An die Wand des Spitals, in dem Mandela bis zuletzt lag, wurde etwa dieses Graffiti gesprüht.

Foto: AP/Hadebe

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Nelson Mandela wurde 1918 geboren.

Foto: AP Photo, File

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Im August 2012 besuchte die damalige US-Außenministerin Hillary Clinton Mandela.

Foto:Jacquelyn Martin, Pool-File/AP/dapd

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Bild vom Februar 2013 mit Mandelas Urenkelsohn Zen Manaway.

Foto: REUTERS/Steve Crisp

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Sein Gesicht ziert Rand-Banknoten.

Foto: REUTERS/Siphiwe Sibeko

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Mit seiner ersten Frau Winnie Madikizela-Mandela (r.) und Graca Machel (l.).

Foto: AP Photo/Debbie Yazbek-Star-file

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Auch im deutschen Essen steht eine Mandela-Statue.

Foto:Martin Meissner/AP/dapd

Fast sah es so aus, als würde der Ruhm des südafrikanischen Nationalhelden und Friedensnobelpreisträgers Nelson Mandela noch zu Lebzeiten beschmutzt. Seine Töchter Makaziwe und Zanani klagten heuer die Verwalter des von ihm  eingesetzten Treuhandfonds auf Herausgabe eines angeblichen Millionenvermögens. Auf der anderen Seite tauchten Dokumente auf, die beweisen sollen, dass Mandela ab den 1960er Jahren führendes Mitglied in Südafrikas Kommunistischer Partei gewesen sein soll, obwohl er das immer bestritten hatte. Beide Affären brodelten noch, als Mandela Anfang Juni mit schwerer Lungenentzündung in ein Krankenhaus in Pretoria eingeliefert wurde. Am 5. Dezember um 20.50 Uhr Ortszeit (19.50 Uhr MEZ) verstarb Mandela 95-jährig im Kreise seiner Familie.

"Wenn er geht, werde ich weinen"

Seither überstrahlt die Erinnerung an das unglaubliche Lebenswerk Mandelas wieder jegliche Kritik. Entgegen allgemeiner Erwartung war es dem als "Terroristen" 27 Jahre lang Inhaftierten nach seiner Freilassung 1990 im Alter von 72 Jahren gelungen, das auf einen blutigen Bürgerkrieg zwischen der damals dominierenden weißen Minderheit und der schwarzen Bevölkerungsmehrheit zusteuernde Südafrika zu einem friedlichen Übergang zu bewegen. "Er hat für uns gekämpft und uns die Freiheit gebracht", sagte eine Krankenschwester zu Wochenbeginn, als sich Mandelas Zustand verschlechterte. "Wenn er geht, werde ich weinen."

Die souveräne Ausstrahlung kam nicht von ungefähr. Nelson Rolihlahla Mandela wurde am 18. Juli 1918 als Häuptlingssohn vom Stamm der Thembu in der Transkei geboren. Sein Eintreten gegen die Rassentrennung endete zunächst auf der Gefängnisinsel Robben Island, wo er Tuberkulose bekam und dem Tod nah war. Er überlebte und wurde der berühmteste politische Häftling der Welt.  Ab 1990, als der Kalte Krieg zwischen den USA und der Sowjetunion endete, war für ein rassistisches Regime in Südafrika kein Platz mehr; Mandela führte das Land in eine parlamentarische Demokratie für alle (wenn auch die erhofften sozialen Reformen nur zögerlich vorankamen).

Hochverehrter Elder Statesman

Obwohl es bald auch Korruptionsfälle gab, gelang es niemanden, Mandelas Ruf der Rechtschaffenheit zu schädigen. Nach seinem Rücktritt vom Präsidentenamt 1999 wurde er daheim und weltweit zum hochverehrten Elder Statesman.

Biografen Mandelas betonen, dass er sich schon früh im Leben nicht mit dem scheinbar Unvermeidlichen abfand. Als ihn der Stamm zwangsweise verheiraten wollte, zog der Jusstudent an der Schwarzen-Universität von Fort Hare 1940 nach Johannesburg, wo ihn der schwarze Unternehmer Walter Sisulu unterstützte. Mandela eröffnete 1952, zusammen mit Oliver Tambo, die erste Anwaltskanzlei von Schwarzen im Land. Mit Sisulu und Tambo gründete er die ANC-Jugendliga, die Proteste gegen die Apartheid organisierte. 1958 heiratete Mandela, der schon eine kurze Ehe hinter sich hatte, die linke Sozialarbeiterin Winnie Madikizela.

Nach dem Verbot des ANC 1961 bildete sich die militante Organisation "Umkhonto we Sizwe" (Speer der Nation), Mandela machte bei Sabotageakten mit. 1962 ging er nach Algerien, um dort eine Guerillaausbildung zu absolvieren. Nach seiner Rückkehr wurde er verhaftet und zunächst zu fünf Jahren Gefängnis, später zu lebenslang verurteilt. Der Gefangene Mandela las viel und drängte seine Wärter, mit ihm nur Afrikaans (und nicht Englisch) zu sprechen, damit er mit seinen Unterdrückern in deren Sprache reden konnte.

Unter dem Druck eines wachsenden Wirtschaftsboykotts begann Südafrikas weiße Unternehmerschaft Reformen zu fordern. 1989 startete Präsident Frederik Willem de Klerk den Dialog mit Mandela, wenige Monate später war der Gefangene frei. Bei den ersten freien Wahlen 1994  kam der ANC auf 63 Prozent. Mandela wurde von der Nationalversammlung zum Staatspräsidenten gewählt, der er bis 1999 blieb.

Zurückgezogenes spätes Leben

Drei Jahre vorher hatte er sich von Winnie Mandela scheiden lassen. An seinem 80. Geburtstag heiratete er Graça Machel, die Witwe des früheren Präsidenten von Mosambik, Samora Machel.  Mit ihr führte er ein zumeist zurückgezogenes Leben. Zu einigen seiner Nachkommen – nach dem Tod seiner beiden Söhne sind dies drei Töchter und 17 Enkel – pflegte er intensiven Kontakt. In die Auseinandersetzung der Töchter mit dem von ihm eingesetzten Treuhandfonds konnte er sich nicht mehr einschalten.

Politisch hatte er zuletzt 2009 die Kandidatur seines Nach-Nachfolgers Jacob Zuma unterstützt. Zu jüngsten Entwicklungen wie dem Auftauchen von Konkurrenzparteien zum allmächtigen ANC äußerte er sich ebenso wenig wie zu den angeblichen Beweisen, er sei in den 1960er Jahren in Südafrikas KP (SACP) eingetreten. In seiner Autobiografie hatte er das schroff zurückgewiesen. Doch vor wenigen Monaten hat der britische Historiker Stephen Ellis Dokumente gefunden, wonach Mandela ein führender Funktionär der SACP gewesen sein soll. Mandela-Gegner lasen daraus, dass der Nationalheld womöglich ein Befehlsempfänger Moskaus gewesen sei und attackierten den US-Kolumnisten Bill Keller, der das als Blödsinn abtat.

Keller, ehemaliger Südafrika-Korrespondent der New York Times, deren Chefredakteur er später (2003 bis 2011) war, machte klar: "Nelson Mandela war zu einer bestimmten Zeit ein schwarzer Nationalist und dann ein Anti-Rassist, erst ein Gegner und dann ein Befürworter des bewaffneten Kampfes, ein enger Partner der KP und dann, als Präsident, ein enger Partner der mächtigen Kapitalisten Südafrikas," schrieb Keller kürzlich in der "New York Review of Books". "Er war immer das, was seinem Ziel nützte, die besonders unmenschliche Form der Minderheitenherrschaft in Südafrika zu beenden." (Erhard Stackl, DER STANDARD, 5.12.2013)