Geezer Butler, Ozzy Osbourne (Mi.) und Tony Iommi.

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Wien - Ozzy Osbourne mag zwar mindestens die letzten zwei Jahrzehnte als personifizierte Realsatire eines für Übermut und zeitweilige Unterbelichtung prädestinierten Genres unterwegs gewesen sein. Die unwürdige Vaterfigur des speziell auch dank ihm oft klischeehaft erstarrten Heavy Metals stellte das unter anderem in einer MTV-Reality- Soap (The Osbournes, 2002-2005), als drogenfressender Nebendarsteller in der brüllend komischen Autobiografie der kalifornischen Pudelmetaller Mötley Crüe namens The Dirt sowie auf diversen viertelgelungenen Soloalben und mit diversen Liveauftritten auch in Österreich unter Beweis.

Weiß Gott. Dennoch war da trotz aller Kaputtheit und Richtung betreutes Wohnen tippelbrudernder Unbeholfenheit immer noch jene anarchische, dunkle Kraft zu spüren, die einst den Motor seiner alten Band Black Sabbath ausmachte.

Black Sabbath lieferten in den frühen 1970er-Jahren mit Alben wie Paranoid, Master Of Reality oder Sabbath Bloody Sabbath die Blaupause für einen der wenigen Stile der Populärmusik, die sich heute auch noch 40 Jahre nach ihrer Erfindung weltweit größter Beliebtheit erfreuen; bei immer neuen Jahrgängen junger Leute, die gern die dunklen Seiten der menschlichen Existenz erkunden.

Black Sabbath, das waren schwere, eindeutig noch im grobianischen Bluesrock der 1960er-Jahre verankerte Riffs im schleppenden Tempobereich auf tiefergestimmter Gitarre. Man hörte wuchtige Drums - und von Ozzy Osbournes Zivilschutzprobealarmstimme geheulte apokalyptische Texte aus der Feder des Bassisten und Gothic-Horror-Fans Geezer Butler. Sie bildeten damals vor 40 Jahren von der düsteren britischen Industriestadt Birmingham aus den grimmigen Gegenpol zum brüllbunten Kunststudentenpop der Metropole London. Heavy Metal von Black Sabbath, das war ein Fanal der Swinging Sixties, ein erdschwerer Grabgesang in schwärzestem Schwarz. Der Mond? Ein Loch im Himmel. Mehr nicht.

Comeback trotz Krankheit

43 Jahre nach dem Debüt und 34 Jahre nach dem drogenbedingten Hinauswurf Ozzy Osbournes erscheint nun mit 13 wieder ein erstes Album in Originalbesetzung. Beinahe, denn Ozzys alter Busenfreund und Schlagzeuger Bill Ward, der Ozzy einst aus der Band werfen musste, weil er der Einzige war, auf den der Frontmann noch ein wenig hörte, ist nicht mit dabei. Gescheiterte Vertragsverhandlungen mit Ozzys Gattin und berüchtigter Managerin Sharon Osbourne tragen daran Schuld, wie es heißt. Für ihn trommelt jetzt Brad Wilk von den Crossover-Göttern Rage Against The Machine ungleich unsubtiler. Auch Gitarrist Tony Iommi hatte zu kämpfen. Ein mittlerweile erfolgreich operierter Prostatakrebs hätte dieses reichlich späte Comeback ebenfalls beinahe verhindert.

Produziert wurden die acht Songs auf 13 von Rick Rubin. Und der Spezialist für die Wiederbelebung vor ihrer Zeit aufgegebener Frühpensionisten wie Johnny Cash, Neil Diamond oder ZZ Top sowie stilprägender Metal-, Rock- und Hip-Hop-Acts (Slayer, Rage Against The Machine, Beastie Boys, Jay-Z) hat Black Sabbath zumindest einige sehr gute Riffs alter Schule entlocken können.

Das für sich selbst sprechende, zähe God Is Dead sei erwähnt, Live Forever, Damaged Soul oder Dear Father. Beim letztgenannten Song handelt es sich um eine Tirade in bester Doom-Rock-Tradition über den Kindesmissbrauch in der Heiligen Mutter Kirche, inklusive Totenglocken und biblischen Regens am Ende. Diese Titel zeigen, dass die Band noch immer relevant sein könnte - wenn Ozzy Osbournes brüchige, stumpf gewordene Stimme nicht mittlerweile nur noch aus technischen, sondern aus altbewährten künstlerischen Gründen gedoppelt werden müsste: "I'm losing the battle between Satan and God."

Die Verwertungsmaschine rollt jedenfalls parallel zu einer laufenden Welttournee. Und Metalfans sind so treu wie sonst nur Anhänger der volkstümlichen Musik. (Christian Schachinger, DER STANDARD, 5.6.2013)