Viele Lebensläufe landen direkt im Müllkübel.

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In Deutschland hat professionelles Recruiting einen höheren Stellenwert als in Österreich. Das dokumentiert die Studie "Career's Best Recuiters". Deutsche Arbeitgeber schneiden bis auf die Segmente Banken und IT über alle Branchen hinweg besser ab als ihre österreichischen Pendants. Im Schnitt um neun Prozentpunkte. Untersucht werden bei der Studie die Recruiting-Bemühungen der 500 größten Dienstgeber nach Kriterien wie Online-Aktivitäten oder Antwort auf Bewerbungen - also Umgang mit Bewerbern im Generellen.

Social Media: Präsent, aber nicht aktiv

Jede Menge Luft nach oben konstatieren die Studienautoren beim Einsatz von Social-Media-Angeboten im Recruiting. Im Social Web präsent sind immerhin 82 Prozent der deutschen und 72 Prozent der österreichischen Arbeitgeber. Auf Facebook und Twitter zum Beispiel. Allerdings nutzen in Deutschland nur 56 Prozent und in Österreich lediglich 42 Prozent der Betriebe die Plattformen aktiv für Personalsuche. Vergebene Chancen, wie es in der Untersuchung heißt.

Keine Antwort auf 26 Prozent der Bewerbungen

"Chancen", es sich dauerhaft mit Jobkandidaten zu verscherzen, bietet auch das Feld Bewerbungen. Bekommen Bewerber von Firmen keine Reaktion auf ihre Initiative steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie es bei diesem Arbeitgeber nie mehr versuchen werden. Vor diesem Hintergrund verwundert es, dass dieser durch Studien belegte Zusammenhang noch nicht bis in alle Personalabteilungen durchgedrungen ist. Immerhin 26 Prozent der Initiativbewerbungen, mit denen das "Career's Best Recuiters"-Team deutsche Firmen auf den Prüfstand stellte, blieben unbeantwortet. In die Kategorie "unbeantwortet" fällt, wenn es auch nach zehn Tagen noch keine Reaktion gibt. Um das Antwortverhalten unter die Lupe zu nehmen, erhielt jeder Betrieb etwa vier fiktive Bewerbungen.

Zumindest eine kurze Rückmeldung sollte eine selbstverständliche Geste der Wertschätzung für die Bemühungen von Bewerbern sein, meinen die Studienautoren und kritisieren: Ein Viertel der Interessierten zu vergraulen, sei ein schwerer Fehler.

Unternehmensberater voran

Von den versendeten Initiativbewerbungen wurden 63 Prozent individuell beantwortet. Das heißt, dass die Bewerber persönlich angesprochen werden und ein zuständiger Ansprechpartner der Personalabteilung erkennbar ist. Aufgeschlüsselt nach Branchen schneiden Unternehmensberater mit einer Antwortquote von 81 Prozent am besten ab. Gefolgt von Transport/Verkehr/Logistik mit 78 Prozent und Medien/Werbung/Telekommunikation (76 Prozent). Am unteren Ende der Skala befinden sich die Bereiche Pharma/Biotechnologie mit lediglich 33 Prozent und KFZ-Handel/-Service mit 38 Prozent.

Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass von den 500 getesteten Arbeitgebern in Deutschland überhaupt nur 77 Prozent das Versenden von Initiativbewerbungen ermöglichen, bei den restlichen 23 Prozent der Unternehmen gehe dies nicht ohne weiteres, heißt es in der Studie: "Etwa 10 Prozent davon bieten keine Möglichkeit für Initiativbewerbungen auf ihren Karriere-Websites, über ein Online-Bewerbungsformular oder per E-Mail an, jedoch zeigte sich der Arbeitgeber hier bei telefonischer Nachfrage offen gegenüber der Zusendung einer Initiativbewerbung. 13,6 % der Betriebe schließen diese Art der Bewerbung sogar ganz aus."

Österreich zum Vergleich

Neben Defiziten im Social Media-Recruiting manifestiert sich auch bei den Initiativbewerbungen, dass Österreichs Unternehmen noch Verbesserungsbedarf haben, derStandard.at berichtete bereits über die Ergebnisse. Insgesamt 30 der Bewerbungen Prozent blieben innerhalb der gesetzten Frist von 10 Werktagen unbeantwortet. (om, derStandard.at, 19.6.2013)