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Daxbacher: "Wenn man Amateurteams aus der Ersten Liga verbannt, dann sollte der Aufstieg auch für Liefering nicht erlaubt sein."

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"Bei den Trainingsmöglichkeiten gibt es großen Handlungsbedarf. Grundsätzlich aber gibt es sehr viele LASK-Anhänger und -Sympathisanten in ganz Oberösterreich, und der Klub hat großes Potenzial."

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"Die Kluft zwischen Arm und Reich klafft leider immer weiter auseinander."

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Mit dem Linzer Regionalliga-Mitte-Verein LASK hat Trainer Karl Daxbacher die von Red Bull geförderten Paschinger in Schach gehalten, in der Relegation um den Aufstieg in die Erste Liga allerdings war gegen den zweiten Red-Bull-Verein Liefering Endstation. Der frühere Austria-Coach spricht in der Causa Bullen-Engagement bei Liefering und Pasching Klartext.

Im Interview mit derStandard.at verrät Daxbacher, wie es mit seiner Karriere und dem LASK weitergeht, warum er stets ein Befürworter von Teamchef Marcel Koller war, wie es um die Chancen von Österreichs Liga bestellt ist, was er Rapid und Austria rät und ob Peter Stögers Wechsel zum 1. FC Köln eine gute Entscheidung war.

derStandard.at: Der LASK hat sich im Duell mit Pasching um den Titel in der Regionalliga Mitte knapp durchgesetzt, die restlichen Kontrahenten wurden deklassiert. In der Relegation um den Aufstieg zog man allerdings gegen Liefering klar den Kürzeren. Orten Sie durch das Engagement von Red Bull in Liefering und Pasching eine Wettbewerbsverzerrung?

Daxbacher: Ich finde es nicht okay, dass die Liga toleriert, dass Red Bull einen Satellitenklub gründet, der durch entsprechende Unterstützung in die Erste Liga aufsteigen kann. Ein weiterer Aufstieg in die Bundesliga ist nicht erlaubt, das sagt alles. Die Nähe zu Red Bull ist im Fall Liefering eklatant, bei Pasching wird das Engagement eher verschleiert. Aber man muss klar sagen, dass sich Liefering gegen uns sportlich durchgesetzt hat, rechtlich jedoch ist das meiner Meinung nach nicht in Ordnung.

derStandard.at: Mit der finanziellen Unterstützung von Red Bull kann ein Verein wie der LASK wahrscheinlich nicht ganz mithalten ...

Daxbacher: Die Unterstützung geht schon in Ordnung. Nur, wenn man Amateurteams aus der Ersten Liga verbannt, dann sollte der Aufstieg auch für Liefering nicht erlaubt sein. Liefering und Pasching sind im Prinzip Teams, die die zweite und dritte Mannschaft repräsentieren. Es könnten auch die Austria oder Rapid auf den Plan treten und sich ein Regionalliga-Team einverleiben, das dann mit Austria- beziehungsweise Rapid-Dressen spielt und auch auf der jeweiligen Webseite aufscheint. Dann hätte man genau die Situation, die man nicht wollte. Man könnte aber auch wieder die Erste Liga für Amateurteams freigeben, dann würde sich alles relativieren.

derStandard.at: Sollen Amateurteams von Bundesligisten in die Erste Liga aufsteigen dürfen?

Daxbacher: Sportlich auf alle Fälle. Für junge Spieler wäre das eine große und interessante Herausforderung. Dass sie mithalten könnten, haben wir schon mit der Austria gezeigt. Wirtschaftlich wäre das allerdings ein großes Problem. Zu den Amateurteams kommen nicht viele Zuschauer, das Interesse hält sich in Grenzen. Auch Liefering wird es nicht anders ergehen. Wären mehrere Amateurteams in der Ersten Liga, dann gäbe es das Problem, dass viele Vereine nicht aufsteigen dürften, was in einer Liga mit zehn oder zwölf Vereinen durchaus problematisch wäre.

derStandard.at: Sehen Sie eine Möglichkeit eines erfolgreichen Protests bei ÖFB oder Bundesliga gegen die Red-Bull-Unterstützung?

Daxbacher: Mich verwundert, dass die großen Klubs wie Austria und Rapid diesbezüglich nicht vehementer protestieren, zumal sie dadurch klar benachteiligt werden. Sie könnten ähnliche Varianten versuchen, wahrscheinlich aber fehlt es am Geld. Da es von Bundesliga und ÖFB genehmigt wurde, dürfte ein Protest wenig Erfolg haben.

derStandard.at: Ihr Resümee nach dem gescheiterten Sofort-Wiederaufstieg?

Daxbacher: Wenn man die Ausgangslage in Betracht zieht, dass letzten Sommer nur mit acht Spielern trainiert wurde und es sehr schwierig war, eine Mannschaft zusammenzustellen, war es eigentlich ein super Jahr. Vor allem deshalb, weil die Konkurrenz mit Klagenfurt und den Paschingern, die im Cup gezeigt haben, wie stark sie sind, groß war und auch der GAK sehr gut aufgestellt war. Leider ist die Relegation schiefgegangen, das muss man akzeptieren. Der LASK wird aber auch nächste Saison wieder versuchen, nach oben zu kommen.

derStandard.at: In welchem Bereich orten Sie Problemfelder beim LASK?

Daxbacher: Durch den Auszug aus dem Trainingszentrum auf der Gugl gibt es bei den Trainingsmöglichkeiten großen Handlungsbedarf. Es gibt aber auch die Problematik des kostenintensiven Antretens im Stadion. Grundsätzlich gibt es aber sehr viele LASK-Anhänger und -Sympathisanten in ganz Oberösterreich, und der Klub hat großes Potenzial. Man versucht, den LASK wieder etwas breiter aufzustellen. Leider hat das heurige Jahr gezeigt, wie schwer der Wiederaufstieg ist. Auch der GAK hat es drei Jahre lang versucht und ist gescheitert.

derStandard.at: Budgetmäßig muss nicht abgespeckt werden?

Daxbacher: Im Moment gibt es Gespräche bezüglich neuer Sponsoren und somit besserer finanzieller Möglichkeiten. Es gibt Interessenten, die beim LASK einsteigen und helfen wollen. Wir werden sehen, wie das ausgeht. Dann kann man überlegen, wie es zu schaffen ist, auch sportlich zu bestehen.

derStandard.at: Ist schon absehbar, ob der Kader zusammengehalten werden kann?

Daxbacher: Bis auf drei, vier Spieler sollte es keine Änderungen geben, und es gibt die Absicht, die Abgänge qualitativ gleichwertig zu ersetzen.

derStandard.at: Werden Sie Trainer des LASK bleiben?

Daxbacher: Wenn wir wieder eine konkurrenzfähige Mannschaft haben, kann ich mir schon vorstellen, hier weiter als Trainer zu arbeiten. Mein Vertrag ist ausgelaufen, und es wird Gespräche geben. Präsident Peter-Michael Reichel hat aber schon vor Saisonende bekundet, dass ich weitermachen soll, egal wie die Meisterschaft ausgeht. Natürlich hat sich nach dem Scheitern von meiner Seite her leichte Resignation breitgemacht. Nach ein paar Tagen sieht das aber wieder anders aus. Ein wichtiger Aspekt für einen Verbleib in Linz ist auch, dass die LASK-Anhänger voll zu mir stehen.

derStandard.at: Sie wurden als neuer Admira-Coach, Sturm-Trainer oder auch Obergrafendorf-Coach gehandelt. Gibt es im Moment konkrete Angebote?

Daxbacher: Ich habe diesbezüglich immer wieder Meldungen gelesen, konkret ist aber niemand an mich herangetreten. Es gab Kontakt mit der Vienna, alles andere ist reine Spekulation.

derStandard.at: Die österreichische Bundesliga wird immer wieder als Operettenliga bezeichnet. Woran hapert es?

Daxbacher: Grundsätzlich sind wir auf einem guten Weg. Es spielen sehr viele junge Spieler in der Liga, immer mehr junge Akteure schaffen den Sprung ins Ausland. Wenn wir es schaffen, eine gute Ausbildungsliga zu sein, dann ist das schon ein großer Schritt, weil nicht zuletzt das Nationalteam davon profitiert. Im Klubfußball wird es leider immer schwieriger. Heuer haben wir das Glück, mit zwei Vereinen um Plätze in der Champions-League-Gruppenphase kämpfen zu dürfen. 

derStandard.at: Ist damit der Zenit erreicht?

Daxbacher: Wir werden an unserem Status nicht viel ändern können, wir können uns nur mit der Schweiz oder Dänemark vergleichen. Die Kluft zwischen Arm und Reich klafft leider immer weiter auseinander. Wenn man bedenkt, wie viel Geld russische oder ukrainische Vereine investieren, obwohl sie auch nicht zur absoluten Spitze gehören, muss klar sein, dass wir da nicht mithalten können. Wir sollten uns aber auf keinen Fall schlechter machen, als wir sind.

derStandard.at: Nenad Bjelica ist neuer Austria-Coach. Eine gute Wahl?

Daxbacher: Das kam für mich überraschend, weil ich dachte, dass er an Wolfsberg gebunden ist. Aber er hat sehr gute Arbeit in Wolfsberg geleistet, das ist eindeutig festzuhalten. Auch wenn er nicht erste Wahl war, traue ich ihm doch zu, bei der Austria erfolgreich zu sein. Auch wenn die Latte jetzt ziemlich hoch liegt und bei der Austria schnell einmal Unzufriedenheit einkehrt, wenn es weniger gut läuft.

derStandard.at: Angenommen, Sie wären an Peter Stögers Stelle gewesen und hätten ein Angebot vom 1. FC Köln bekommen: Hätten Sie das Angebot auch angenommen und auf die Chance zur Champions League gepfiffen?

Daxbacher: Auf alle Fälle! Er hat sich richtig entschieden, auch wenn es riskant ist. Bei der Austria hätte er sicher ein ruhigeres Leben gehabt. Die Medienlandschaft und der Druck in Köln sind doch noch um einiges größer. Der Aufstieg wird bestimmt Pflicht sein. Wenn er es schafft, kann es ein Sprung nach sehr weit oben sein. Das sollte er natürlich riskieren, weil es, wie er selbst sagt, vermutlich eine einmalige Chance ist.

derStandard.at: Bei der Bestellung Marcel Kollers zum Teamchef gab es in Österreich viele skeptische Stimmen. So zum Beispiel von Polster, Gregoritsch, Schinkels oder auch Prohaska.

Daxbacher: Ich glaube, ich war einer der wenigen Befürworter.

derStandard.at: Warum?

Daxbacher:  Weil mich die Kritik sehr gestört hat. Jemanden zu kritisieren, ohne ihn zu kennen, oder zu beurteilen, ohne zu wissen, wie er arbeitet, ist nicht gerechtfertigt. Nun hat er gezeigt, dass er ein guter Mann ist. Entscheidend wird letztendlich trotzdem sein, ob er die WM-Qualifikation schafft, und das wird schwer genug.

derStandard.at: Wie beurteilen Sie Kollers bisherige Leistung?

Daxbacher: Mir gefällt seine Art, seine Arbeit scheint sehr gut zu sein. Die Spieler ziehen voll mit, was nicht selbstverständlich ist bei so vielen Legionären, die sich schnell herabgewürdigt fühlen, wenn sie nicht spielen. Scharner hat das gezeigt, Arnautovic könnte der Nächste sein. Es ist sicher nicht einfach, aber bis jetzt hat Koller seine Aufgabe recht souverän bewältigt.

derStandard.at: Spieler wie Junuzovic, Baumgartlinger und Dragovic haben sich unter Ihrer Leitung bei der Austria gut entwickelt und sind zu fixen Größen im ÖFB-Team herangereift. Ein gutes Gefühl?

Daxbacher: Es freut mich schon, dass ich einer der Beteiligten war. Ich möchte aber festhalten, dass es selten ein Trainer allein ist, der einen Spieler herausbringt oder formt. Aber wenn man maßgeblich daran beteiligt ist, ist es doch sehr erfreulich, auch wenn das vielleicht nicht besonders registriert wird. (Thomas Hirner, derStandard.at, 18.6.2013)