Wien - Lange Zeit lag die Geschichte des unscheinbaren Hauses "Hirschengasse 25" in Wien-Mariahilf weitgehend im Verborgenen. Heute als ein Jugendgästehaus des Unterrichtsministeriums genutzt, wusste man über Jahrzehnte die dunkle Geschichte des im Privatbesitz befindlichen Gebäudes auszublenden.

Erst das Forschungsprojekt "Adolf-Hitler-Haus" der Uni Wien machte 2009 die Vergangenheit wieder präsenter. Im Herbst 1931 wurde nämlich das Haus "Hirschengasse 25" von der Wiener NSDAP gekauft, um dort die neue Machtzentrale der Partei zu installieren. In den folgenden Monaten bezog die Gauleitung Wien das Gebäude, das fortan den Namen "Adolf-Hitler-Haus" trug.

Verdeckte braune Spuren

Daran erinnert heute aber nichts mehr. Gegen eine von vielen Seiten geforderte Gedenktafel stemmten sich die Besitzer. Und auch die Teilnehmer der Bundesländer-Aktion "Österreichs Jugend lernt ihre Bundeshauptstadt kennen" erfuhren während ihrer Wien-Wochen nichts von der Hausgeschichte.

Was der grünen Bezirksvorsteherstellvertreterin in Mariahilf, Susanne Jerusalem, sauer aufstieß: "Ich finde das einfach unangebracht. Die Schüler und Lehrer erhalten vom Ministerium eine Informationsmappe, die nichts über das Haus enthält."

Einjährige Verspätung

Jerusalem wandte sich dann im Vorjahr an die Verantwortlichen im Unterrichtsministerium mit der Bitte, doch auch die urlaubenden Schüler über die Geschichte des Hauses aufzuklären. Jerusalem: "Oder besser wäre es, das Haus gleich anders zu nutzen."

Im Unterrichtsministerium kam man der Bitte jetzt mit einjähriger Verspätung nach. "Wir haben vereinbart, dass jene Schüler, die in die Hirschengasse kommen, künftig von den Betreuern vor Ort über die Geschichte des Hauses aufgeklärt werden", erklärt Martin Ure, Verantwortlicher der "Wien Aktion" im Unterrichtsministerium auf Standard-Anfrage. (Markus Rohrhofer, DER STANDARD, 29.6.2013)