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Der Ausbruch des Supervulkans "Kampanischer Ignimbrit" im heutigen Süditalien könnte Einfluss auf die Ausbreitung des Menschen in Europa gehabt haben.

Foto: AP/dapd/Sayyid Azim

Bayreuth - Paläoanthropologen halten ihn für einen möglichen Faktor, der zum Niedergang des Neandertalers beigetragen haben könnte: Einen gewaltigen Vulkanausbruch in Süditalien vor rund 40.000 Jahren. Er ist unter der Bezeichnung "Kampanischer Ignimbrit" seit langem bekannt, dürfte sich in Europa aber weitaus verheerender als früher vermutet ausgewirkt haben, berichtet die Universität Bayreuth.

Als Ausgangspunkt der Eruption gelten die Phlegräischen Felder nahe Neapel, wo sich die Caldera eines Supervulkans befindet. Die ökologischen Folgen eines Supervulkanausbruchs sind katastrophal - so auch im Fall des Kampanischen Ignimbrits. Wie noch heute auffindbare Reste dieser Vulkanasche zeigen, reichten die Auswirkungen der damaligen Eruption bis weit in die Russische Tiefebene, in den östlichen Mittelmeerraum und bis nach Nordafrika.

Neuentdeckte Spuren

Während die Ascheablagerungen in Italien und im östlichen Mittelmeer schon seit langem belegt sind, gab es für die 1.500 Kilometer zwischen dem Balkan und der Russischen Tiefebene bisher nur sporadische empirische Daten. Aufgrund von Computermodellen wurde vermutet, dass sich in Osteuropa eine ungefähr fünf bis zehn Zentimeter dicke Ascheschicht gebildet haben müsse.

Doch nun stießen Forscher um den Bayreuther Geomorphologen Ulrich Hambach in den rumänischen Steppenlandschaften an der Unteren Donau auf eine unerwartet mächtige Schicht von Vulkanasche. Diese Schicht befindet sich heute noch bis zu zehn Meter unter der Erdoberfläche und ist selbst nicht nur ein paar Zentimeter, sondern rund einen Meter dick. Gesteinsmagnetische und geochemische Analysen haben bestätigt, dass diese Ablagerungen auf den steinzeitlichen Vulkanausbruch zurückzuführen sind.

Möglicher Einfluss auf Ausbreitung des modernen Menschen

Die Folgen der Eruption dürften damit in ihren Auswirkungen auf Menschen, Tiere und Pflanzen unterschätzt worden sein. Die Wissenschafter vermuten, dass die natürlichen Trinkwassersysteme durch die Asche-Ablagerungen vergiftet wurden. In diesem Fall müssten Fluoridvergiftungen bei Menschen und Tieren und eine daraus resultierende Deformation der Knochen weit verbreitet gewesen sein.

"In der anthropologischen Forschung ist man heute davon überzeugt, dass die Balkanregion eine geografische Schlüsselfunktion hatte, als anatomisch moderne Menschen nach Europa eingewandert sind", sagt Hambach. "Umso spannender ist deshalb die Frage, wie diese Prozesse durch die ökologische Katastrophe vor 40.000 Jahren beeinflusst worden sein könnten." (red, derStandard.at, 7. 7. 2013)