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Engagierter Redner: Literat Michael Köhlmeier. 

Foto: APA/GERT EGGENBERGER

Klagenfurt - Während sich ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz für die sonntägige Preisverleihung angekündigt hat, raunte Hubert Nowak, Leiter der ORF/3sat-Redaktion, in seinen Begrüßungsworten anlässlich der Eröffnung des Bachmannpreises Mittwochabend etwas von einer Zeitenwende und zunehmendem Rechtfertigungsdruck. Anschließend bezeichnete Nowak weitere die geplanten ORF-Sparmaßnahmen (u. a. die Einstellung des Bachmannpreises) betreffende Zurufe von außen als wenig hilfreich und schloss mit dem Bekenntnis, 3sat wolle weiterhin Medienpartner dieser "Tage der deutschsprachigen Literatur" sein. Die Frage ist wohl nur, um welchen Preis.

Dass das Wort Finanzierung auch in der Eröffnungsrede der Landesdirektorin des ORF Kärnten, Karin Bernhard, eine Rolle spielen würde, war abzusehen. Dass man allenthalben auf die - mindestens medial - überregionale Bedeutung dieser "Tage der deutschsprachigen Literatur" hinweisen würde, auch. Überraschend hingegen Michael Köhlmeiers leidenschaftliche, im Konjunktiv gehaltene "Klagenfurter Rede zur Literatur", die in weiten Teilen eine Hommage an den zu jung verstorbenen "Kultautor" Jörg Fauser (1944-1987) ist. "Kult" deshalb, weil es sich, so Köhlmeier, um einen Dichter handelt, "dessen Wirkmächtigkeit in Werk und Leben ihren Ausdruck findet". Köhlmeier und Fauser hatten sich 1984 dem "Klagenfurter Literaturgerichtshof" Bachmannpreis gestellt, wobei Fauser "wie kein anderer vor ihm und kein anderer nach ihm" verrissen worden sei.

Die Vernichtung, so Köhlmeier, war weit weniger auf den gelesenen Text als auf die Person selbst gerichtet. Nach einem Plädoyer für das schöpferische Spiel der Literatur und gegen die "Maske der Eitelkeit" kam Köhlmeier am Ende nur kurz und aus purer Notwendigkeit auf die "Abmurkser" des Wettbewerbs zu sprechen. Er werde, so Köhlmeier, alles ihm Mögliche unternehmen, damit diese namentlich und für "lange, lange Zeit in Erinnerung bleiben".

Der Zufall beziehungsweise die ausgeloste Lesereihenfolge wollte es, dass der Bewerb flott begann. Den Anfang machte Larissa Boehning mit ihrem präzis gearbeiteten, souverän seine Motive verknüpfenden Text, in dem sich ein Erbschleicher unter vollem Körpereinsatz Vermögen und Haus einer alten Frau unter den Nagel zu reißen versucht.

Burgschauspieler Joachim Meyerhoff überzeugte die Jury mit seinem dynamischen, anekdotenhaften Beitrag über einen versuchten Bücherdiebstahl. Der Protagonist des Textes ist natürlich, wie in seinen zwei bisher erschienenen Büchern, Meyerhoff selbst. Es war interessant zu sehen, wie die literaturkritischen Utensilien der Jury an diesem Stück gut gemachter Unterhaltungsliteratur abrutschten. Das auch wegen des professionellen Vortrags (ein nicht zu unterschätzendes Element des Wettlesens), der die mangelnde literarische Nachhaltigkeit des Beitrags überdeckte.

Auch in Nadine Kegeles Text, der das Versprechen, das die österreichische Autorin mit ihrem Debüt-Erzählband Annalieder gab, nicht einzulösen vermochte, spielte wie in Verena Güntners und Anousch Muellers Beiträgen Körperlichkeit und Sex, zuweilen auch Schwangerschaft eine Rolle. Güntner und Meyerhoff wird man bei der Preisverleihung am Sonntag auf der Rechnung haben müssen. (Stefan Gmünder, DER STANDARD, 5.7.2013)