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Ángela Bachiller führt in Valladolid "ein ganz normales Leben".

Foto: EPA/NACHO GALLEGO

Es ist eine Premiere, nicht nur für Spanien: Im Rathaus der 310.000 Einwohner zählenden zentralspanischen Stadt Valladolid hat diese Woche die erste Stadträtin mit Downsyndrom (Trisomie 21) ihre Arbeit aufgenommen. Ángela Covadonga Bachiller Guerra vom Partido Popular (PP) wurde in der Regionalhauptstadt von Kastilien-León feierlich angelobt: "Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen", sagte sie sichtlich nervös zum Abschluss der Zeremonie unter regem Medieninteresse.

"Was heute als außergewöhnlich erachtet wird, sollte längst Normalität sein", meint ihre Mutter Isabel Guerra. Niemals hätte sie gedacht, dass ihre Tochter in der Politik Karriere mache. Doch weiß sie, was wesentlichen Anteil daran hatte: "Viel Liebe, Disziplin, Arbeit und vor allem: ein ganz normales Leben in allen Bereichen führen." Wie es ihre Schwester, eine 33-jährige Polizistin in Barcelona - ohne Behinderung -, auch zeit ihrer Kindheit und Jugend erfahren hat.

Die 30-jährige Bachiller arbeitete bisher als Verwaltungskraft für die Stadtregierung und war bei den Kommunalwahlen 2011 auf dem PP-Listenplatz 18 angetreten. Was bereits damals für breite Zustimmung seitens der NGOs wie Down España, die sich für Menschen mit Behinderungen einsetzen, sorgte. Ihr Parteikollege Jesús García Galván musste vor knapp einem Monat wegen eines Korruptionsverfahrens den 17. Sitz der Konservativen, die auch den Bürgermeister stellen, räumen. Bachiller rückte nach.

Die 30-Jährige, die in ihrer Freizeit Englisch lernt und begeistert Klavier spielt, kämpft unentwegt für Gleichberechtigung. In Spanien hat sich im EU-Vergleich in Sachen Inklusion viel getan, doch liegt auch einiges im Argen. Einerseits wird die Integration in Kindergärten und Schulen forciert. Andererseits besitzen die knapp 80.000 Menschen mit Behinderung in Spanien kein aktives Wahlrecht. Was auch EU und Uno wiederholt zu mahnender Kritik bewogen hat.

Doch gelang auch einem Mann aus Málaga, Pablo Pineda, als erstem Europäer mit Trisomie 21 der Abschluss eines Universitätsstudiums. Pineda ist eng mit Bachiller befreundet. Sie teilen nicht nur das Faible für klassische Musik, sondern auch dass sie in Spanien für mehrere Premieren gesorgt haben. Pineda im doppelten Sinn: Eine von seinem Leben inspirierte Geschichte wurde mit ihm in der Hauptrolle unter dem Titel Yo, también verfilmt. (Jan Marot, DER STANDARD, 1.8.2013)