Tegucigalpa - Nach einem erneuten gewaltsamem Zwischenfall in einem honduranischen Gefängnis haben Armee und Polizei des Landes begonnen, die Kontrolle über alle Haftanstalten zu übernehmen. Präsident Porfirio Lobo habe die Sicherheitskräfte zum "sofortigen Handeln" aufgefordert, sagte Generalstabschef Rene Osorio am Montag im Rundfunksender Radio Blobo. Seit Sonntag würden die bisherigen Angestellten in den 24 Haftanstalten des Landes schrittweise durch Polizisten und Soldaten ersetzt. Der Nationale Verteidigungs- und Sicherheitsrat, zu dem Lobo, mehrere Minister und die Spitzen der Sicherheitskräfte gehören, wolle zudem über das weitere Vorgehen beraten.

Sturmgewehre und Granaten

Die Gefängnisse des zentralamerikanischen Staates sind chronisch überfüllt, vielerorts haben bewaffnete Banden das Sagen. Immer wieder kommt es zu Gewalt. Zuletzt wurden am Samstag in der Früh drei Mitglieder der berüchtigten Bande Mara 18 bei einem Schusswechsel im Gefängnis von Tamara nahe der Hauptstadt Tegucigalpa getötet, sechs weitere wurden verletzt. Laut der staatlichen Gefängnisverwaltung schossen die Häftlinge unter anderem mit Sturmgewehren und zündeten Granaten.

Die Interamerikanische Kommission für Menschenrechte hatte am Freitag einen alarmierenden Bericht über die Lage in den honduranischen Gefängnissen vorgelegt. Demnach werden mehrere Anstalten von Gangs kontrolliert; das korrupte und unterbesetzte Wachpersonal stelle kein Hindernis dar.

Es komme regelmäßig zu Misshandlungen, Erpressungen und Morden unter den Häftlingen, hieß es in dem Bericht. Zudem seien die hygienischen Bedingungen und die Versorgung mit Lebensmitteln dramatisch schlecht. Mit rund 12.300 Gefangenen seien die Haftanstalten zu 40 Prozent überbelegt. Honduras gilt als extrem gefährliches Land. Laut den Vereinten Nationen hat das Land mit 85,5 Opfern pro 100.000 Einwohner die höchste Mordrate der Welt. (APA, 6.8.2013)