Der Steinmetz Robert Schnöll gewann bei den Worldskills-Berufsweltmeisterschaften in Leipzig die Goldmedaille.

Foto: WKÖ/Skillsaustria

Aufgabe war es, ein Teilstück eines gotischen Kirchenfensters zu produzieren. Die Maße des Objekts: 50 x 50 x 38 Zentimeter.

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"Man muss hart im Nehmen sein, die Arbeit ist körperlich anstrengend. Dann braucht man noch Kreativität und Spaß am Handwerk", sagt Schnöll über seine Arbeit.

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Seit 32 Jahren sei kein Steinmetz-Berufsweltmeister mehr aus Österreich gekommen, sagt jener Mann, der im Juli die Durststrecke beendet hat, nicht ohne Stolz. Robert Schnöll, ein 22-jähriger Salzburger, darf sich mit dem Titel "Berufsweltmeister" schmücken. Wie er sich den Traum von der Goldmedaille bei den Worldskills in Leipzig erfüllen konnte und über welche Fähigkeiten Steinmetze verfügen sollten, erklärt er im Interview mit derStandard.at.

derStandard.at: Welchen Stellenwert hat der Weltmeistertitel?

Schnöll: Er bedeutet mir sehr viel. Ich konnte zeigen, was ich in meinem Beruf leisten kann.

derStandard.at: War das ein lange gehegter Traum von Ihnen und wie haben Sie sich qualifiziert?

Schnöll: Mein Berufsschullehrer, der auch später Trainer für die Worldskills war, hat mich auf die Staatsmeisterschaft gebracht. Beim ersten Antreten bin ich Zweiter geworden, danach hab gewonnen und bin zur Europameisterschaft gefahren. Dann hat es noch zwei Staatsmeisterschaften gebraucht, um mich letztendlich für die Worldskills zu qualifizieren.

derStandard.at: Das heißt, Sie arbeiten schon länger am Projekt "Weltmeistertitel"?

Schnöll: Ja, seit ungefähr vier Jahren. Vor Leipzig habe ich gesagt, dass ich nicht ohne Weltmeistertitel heimkommen möchte, weil ich mich monatelang auf dieses Ereignis vorbereitet hatte. Nicht nur eine Medaille, sondern der Weltmeistertitel war das Ziel.

derStandard.at: Wie haben Sie sich auf den Wettbewerb vorbereitet?

Schnöll: Trainiert habe ich in der Berufsschule in Wals-Siezenheim. Wir haben das Thema, das gekommen ist, in verschiedenen Varianten durchtrainiert. Insgesamt waren das in etwa 250 Stunden Arbeit.

derStandard.at: Was haben Sie vorab erfahren?

Schnöll: Ein halbes Jahr vor dem Wettbewerb bekommt man ungefähr das Testprojekt präsentiert. Mit Plan, aber ohne Maße. Bei der Weltmeisterschaft selbst werden davon 30 Prozent geändert, um nicht direkt trainieren zu können.

derStandard.at: Was haben Sie genau machen müssen?

Schnöll: Die Aufgabe war, einen Teil eines gotischen Kirchenfensters so schnell wie möglich zu produzieren. Insgesamt hatten wir 21 Stunden Zeit, aufgeteilt auf vier Tage. Bei jedem Teilnehmer wird das genau dokumentiert. Wenn er für ein paar Minuten aufs Klo geht, darf er das später einarbeiten.

derStandard.at: Nach welchen Kriterien wird die Arbeit bewertet?

Schnöll: Wer das optisch schönste und das genaueste Stück hat, also mit am wenigsten Maßfehlern, der gewinnt. Bewertet werden die Werke von einer Jury.

derStandard.at: Sind Sie schon siegessicher in den Wettbewerb gegangen?

Schnöll: Siegessicher war ich nie, ich habe nur versucht, jeden Tag das Beste zu geben. Letztendlich hat es Spaß gemacht, Nervosität war keine im Spiel. Ich habe mich nur auf meine Arbeit konzentriert und nicht die anderen Teilnehmer beobachtet, wie schnell und schön die arbeiten.

derStandard.at: Profitieren Sie beruflich vom Weltmeistertitel?

Schnöll: Schreibt man es in den Lebenslauf, kommt das sicher sehr gut an. Irgendwann wird es mir wohl etwas bringen.

derStandard.at: Und kurzfristig? Zum Beispiel in Form einer Gehaltserhöhung?

Schnöll: Nein, ich war noch nie beim Chef, um nach mehr Gehalt zu fragen. Drinnen wäre aber sicher etwas.

derStandard.at: Ein Weltmeister in den Reihen einer Firma macht sich gut. Hat Sie Ihr Arbeitgeber in der Vorbereitungszeit unterstützt?

Schnöll: Ja, sehr. Ich wurde für das Training freigestellt, das Material wurde mir gezahlt. Ohne Unterstützung meiner Firma wäre es nicht gegangen.

derStandard.at: War der Beruf Steinmetz ein Kindheitswunsch, den Sie realisiert haben?

Schnöll: Seit dem zwölften Lebensjahr war das mein Berufswunsch. Darauf gebracht hat mich mein Onkel, der in der gleichen Firma arbeitet. Als Jugendlicher habe ich schon ein bisschen graviert und Schrift gezeichnet, das hat mich immer schon interessiert.

derStandard.at: Welche Fähigkeiten braucht man, um den Beruf ausüben zu können?

Schnöll: Man muss hart im Nehmen sein, die Arbeit ist körperlich anstrengend. Dann braucht man noch Kreativität und Spaß am Handwerk.

derStandard.at: Man sollte also durchtrainiert sein?

Schnöll: Naja, eigentlich schon, aber nach der Lehrzeit ist man das eh automatisch.

derStandard.at: Und eine künstlerische Ader braucht man auch?

Schnöll: Voraussetzung ist es nicht, aber haben sollte man eine. Wenn man zum Beispiel selbst einmal Grabsteine oder Brunnen designt. Ein Auge für den Stein muss man sowieso haben

derStandard.at: Sind Sie selbst künstlerisch aktiv?

Schnöll: Ich zeichne viel, habe schon einige Grabsteine entworfen. Das ist die Richtung, in die ich gehen möchte. Auch Brunnen und Denkmäler spielen da eine Rolle. Designen ist das Ziel und zwar mit heimischen Materialien.

derStandard.at: Was nervt Sie am Beruf?

Schnöll: Dass zu wenige heimische Materialein zum Einsatz kommen, sondern das billige Zeug aus China oder Indien dominiert. Das Handwerk leidet darunter.

derStandard.at: Was sind die schönen Seiten?

Schnöll: Mein Ziel ist es immer ein bisschen mehr zu geben,  als von der Kundschaft verlangt wird. Die Freude bei den Kunden zu sehen, ist am schönsten.

derStandard.at: Kommt ein Berufswechsel für Sie in Frage?

Schnöll: Nein, ich bleibe dabei.

derStandard.at: Verdienen Steinmetze eigentlich gut?

Schnöll: Eigentlich schon, ja. Ich kann mich nicht beschweren.

derStandard.at: Wie ist die Konkurrenzsituation in dem Metier?

Schnöll: Es gibt nicht so viele, auch nicht Lehrlinge. Die Chancen am Arbeitsmarkt sind also sehr gut. (omark, derStandard.at, 20.8.2013)