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Die Fregatte HMS Montrose ist Teil eines Flottenverbandes der britischen Marine, der in diesen Tagen auf dem Weg zu Manövern auch Gibraltar anlaufen wird.

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Der Konflikt um die britische Kronkolonie Gibraltar erhält eine militärische Komponente. Am Montag bricht eine "starke Seestreitmacht", so das Londoner Verteidigungsministerium (MoD), Richtung Mittelmeer auf. Auf dem Weg zu Manövern in der Adria und im Persischen Golf sollen einige der zehn Kriegsschiffe dem Felsen am Eingang zum Mittelmeer einen symbolträchtigen Besuch abstatten.

Was von spanischen Zeitungen als "unnötige Provokation" kritisiert wird, ist für Londons Regierung "reine Routine". Ausdrücklich verweist man auf ein kürzlich erfolgtes Telefonat der beiden Regierungschefs David Cameron und Mariano Rajoy, in dem der Brite das Eintreffen der Flotte als "lange geplant" angekündigt hatte. Von Rajoy seien dabei keine Einwände erhoben worden.

Dass der Verband unter dem Kommando von Flotillenadmiral Paddy McAlpine Gibraltar angelaufen werde, gehöre zu den Aufgaben der Royal Navy, schließlich sei der Felsen ein "strategischer Stützpunkt unserer Verteidigung", so ein MoD-Sprecher.

Gibraltars Regierungschef Fabian Picardo zeigte sich begeistert, hatte er doch erst vor wenigen Tagen eine größere Militärpräsenz gefordert und unheilschwanger schon einen Vergleich mit den britischen Falklandinseln gezogen. Den Archipel vor der Küste Südamerikas beansprucht seit Jahrzehnten Argentinien für sich.

98 Prozent für Status quo

Die Zukunft Gibraltars, das seit 1713 zu Großbritannien gehört, ist zwischen den EU- und Nato-Partnern umstritten. Bisher scheiterten alle Einigungsversuche an London, die den 30.000 Bewohnern Mitsprache zusichert. Befragungen ergeben probritische Mehrheiten von bis zu 98 Prozent.

Der jüngste Konflikt entzündet sich an der Fischerei. Die Verwaltung von Gibraltar hatte Ende Juli damit begonnen, große Betonblöcke vor der Küste zu versenken, um Touristen mit einem künstlichen Riff eine neue Attraktion zu geben. Die spanischen Fischer sehen in dem Projekt aber ein Hindernis für ihre Schleppnetze. Spanien reagierte darauf mit akribischen Grenzkontrollen – in den Augen der Briten eine Schikane.

Zusätzliche Unruhe riefen in London Statements des spanischen Staatssekretärs im Außenamt, Gonzalo de Benito, hervor. Dieser erwähnte im Gespräch mit der Zeitung ABC die mögliche Einführung einer Grenzgebühr von bis zu 50 Euro. Sie sei mit geltendem EU-Recht vereinbar, teilte der Spitzendiplomat mit. Dies wird in London bezweifelt, und man ist bereit, dagegen Sturm zu laufen. (Sebastian Borger aus London /DER STANDARD, 12.8.2013)