Ein Mal im Jahr führen die Betuchten in Kalifornien beim Concours d'Elegance ihre Luxus-Oldtimer aus. Die Gegenveranstaltung zelebriert gleich ums Eck schräge Vehikel und Mut zur Hässlichkeit. Ein Systemvergleich der Auto-Shows

Mehr automobiler Feudalismus geht nicht: Zum 63. Mal begab sich in der kalifornischen Luxus-Enklave Pebble Beach die legendäre Auto Week. Zu erleben waren für 235 US-Dollar (176 Euro) Eintritt Oldtimer-Rennen, Auktionen, Sonderausstellungen sowie Debüts diverser Concept Cars.

Das  Herzstück jedoch ist der traditionelle Concours d'Elegance, ein Schaulauf der edelsten, blankpoliertesten, gepflegtesten Preziosen der Automobilgeschichte. Hispano-Suiza, Bugatti, Duesenberg, Bentley, Ferrari, etc.

Vergangenen Sonntag endete die Chrom-Show, die seit einigen Jahren einen schrägen Konkurrenten hat: den Concours d'LeMons. Ein paar Meilen weiter, in Monterey, werden den Veranstaltern zufolge die "hässlichsten Autos aller Zeiten" ausgeführt. Zu erleben sind ausgewiesene "Worst of"-Dominatoren wie AMC Gremlin oder Trabant, kolossal gescheiterte Chrom-Dinosaurier und die in den USA gern belächelte europäische Importware vom Schlag eines Renault LeCar oder eines Fiat Ritmo.

Garniert wird die Gegenveranstaltung von schrillen Bastelarbeiten, die in Pebble Beach wohl zu Schnappatmung und Ohnmachtsanfällen führen würden. Wir beginnen unseren Show-Check bei den vermeintlich Guten, also beim Concours d'Elegance.

Bild nicht mehr verfügbar.

Konfettiregen für den Gewinner des begehrten "Best of Show Awards": Ein 1934er Packard 1108 Twelve Dietrich Convertible Victoria. Besitzer Joseph Cassini freut sich sicher nicht zu Unrecht.

Foto: reuters/fiala

Bild nicht mehr verfügbar.

In mehreren Kategorien werden in Pebble Beach jeweils drei Gewinner gekürt. Hier der Erstplatzierte in der Kategorie "Antik", ein American Underslung 642 Roadster aus dem Jahr 1914. Maßgeblicher Ingenieur des Wagens war der nicht unbekannte Harry C. Stutz.

Foto: reuters/fiala

Bild nicht mehr verfügbar.

Die Juroren legen besonderen Wert auf orginalgetreuen Auftritt auf Neuwagen-Niveau und einen dementsprechend gepflegten Auftritt. Ein Öltropfen am Türscharnier kann da bereits den Sieg kosten.

Foto: reuters/fiala

Apropos Kosten: Pebble Beach vermeldete einen neuen Auktionsrekord. Ein 1967er Ferrari 275 GTB/4*S NART Spyder wechselte für 27,5 Millionen Dollar (20,5 Millionen Euro) den Besitzer. Insgesamt  1.280 Fahrzeuge kamen während der Auto Week zur Versteigerung. 726 wurden verkauft, macht einen Gesamtumsatz von 265,2 Million Dollar (198 Millionen Euro).

Foto: rm auctions

Bild nicht mehr verfügbar.

Abseits unzähliger automobiler Heiligtümer wie etwa diesen Rolls Royce Silver Ghost Rothchild et Fils ist der Concours d'Elegance für Besitzer und Gäste natürlich auch ein Anlass, die eigene Eleganz in der Vordergrund zu rücken.

Foto: reuters/fiala

Bild nicht mehr verfügbar.

Frauerl und Hunderl mit aufeinander abstimmten Farbkombinationen. Très chic!

Foto: reuters/fiala

Bild nicht mehr verfügbar.

Lincoln, die Nobel-Marke von Ford, hat für die Show gleich eine Transporter-Ladung an seltenen Stücken der Firmenhistorie mitgebracht. Sehr beeindruckend: dieses Indianapolis Boano Coupé aus dem Jahr 1955. Erschaffen hat das Prachtstück der italienische Designer Gian Paolo Boano, Lincoln war nur mäßig begeistert.

Foto: reuters/fiala

Seit einigen Jahren schon nutzen aktuelle Autohersteller die Showbühne, um sich mit Novitäten, exaltierten Sondermodellen oder neuen Studien in Szene zu setzen. Debüts feierten das BMW Concept M4 Coupé oder der Cadillac Elmiraj (Bild).

Foto: cadillac

Clint Eastwood, der in Pebble Beach und also um die Ecke wohnt, hat auch vorbei geschaut.

Foto: cadillac

Bild nicht mehr verfügbar.

Währenddessen wurde beim Concours unverdrossen weiter gekürt. Hier freuen sich die Besitzer mit ihrem 1960er Alfa Romeo Superflow IV Pinin Farina Coupé.

Foto: reuters/fiala

Bild nicht mehr verfügbar.

Ein streng bewachter Siegertyp.

Foto: reuters/fiala

Bild nicht mehr verfügbar.

Sehr, sehr locker hingegen wurde die Sache mit den Autos ein paar Meilen nördlich von Pebble Beach angegangen. Der Concours d'LeMons in Monterey versteht sich als ironische Brechung des gelackten Luxus-Bahös. Neben abgerippten Klassikern sind vor allem Skurrilitäten gefragt.

Foto: reuters/fiala

Bild nicht mehr verfügbar.

Hier wurde ein Lincoln Town Car von 1975 animalisiert.

Foto: reuters/fiala

Nicht schlecht auch diese Interpretation des mobilen "Home sweet home".

Foto: Concours d'LeMons

Bild nicht mehr verfügbar.

In Monterey dominiert der Geschmack von Rost und Knochen, sozusagen.

Foto: reuters/fiala

Bild nicht mehr verfügbar.

Von einem der kleinsten Serienautos der Welt, dem englischen Peel Trident, bis zum ...

 

Foto: reuters/fiala

Bild nicht mehr verfügbar.

... Klassiker mit Edelpatina ist beim Concours d'LeMons alles vertreten.

Foto: reuters/fiala

Bild nicht mehr verfügbar.

Ambitionierte Selbstversuche wie dieses Gebilde namens "Radio Flyer Wagon" treffen auf ...

Foto: reuters/fiala

Bild nicht mehr verfügbar.

... sehr entspannte Selbstironie.

Foto: reuters/fiala

Bild nicht mehr verfügbar.

Das Auftreten der Besitzer unterscheidet sich auch dezent vom Schaulauf in Pebble Beach.

Foto: reuters/fiala

Bild nicht mehr verfügbar.

Auch hier gibt es übrigens eine Jury. Dieses Jahr wurde von skandalösen Bestechungsversuchen berichtet.

Foto: reuters/fiala

Bild nicht mehr verfügbar.

Abseits der ironischen Brechung waren in Monterey waren auch diesmal wieder außergewöhnliche Exponate der US-Automobilgeschichte zu bewundern.

Foto: reuters/fiala

Bild nicht mehr verfügbar.

Das Verdikt lautet in diesem Fall ganz eindeutig: Wunderschön!

Foto: reuters/fiala

Bild nicht mehr verfügbar.

Durchaus gewagt ist hingegen die Farbgebung dieses Mercury Grand Marquis von 1978.

Foto: reuters/fiala

Zum Ausklang noch etwas ganz Besonders: Ein Fiat Ritmo von 1978 und damit der ersten Serie. Der Italiener landete ab 1979 als "Strada" in den USA an. Der miserable Ruf der Marke und rapide Selbstzerstörung (Rost!) vereitelten einen Kundenerfolg in Nordamerika. Heute ist das Fließheck ein würdiges Highlight beim Concours d'LeMons. (Stefan Schlögl, derStandard.at, 20.8.2013)

Links
Concours d'Elegance
Concours d'LeMons

Foto: Concours d'LeMons