Hoffen wir, dass am Sonntag im australischen Darwin die Sonne scheint. Aber das wird sie wohl. Mehr als neun Sonnenstunden täglich, gibt die Statistik für die Stadt im Norden Australiens an, bei Temperaturen zwischen 25 und 35 Grad. Perfekt also, für den Start der World Solar Challenge (WSC).

Das rund 3000 Kilometer lange Rennen, bei dem nur Solarmobile an den Start gehen, führt über den Stuart Highway, von Darwin in den Süden nach Adelaide. 42 Teams aus 23 Ländern starten in drei Kategorien.

Drei Wertungsklassen

In der Challenger-Class, der Königsklasse, gelten strenge Regeln. Die Fahrzeuge dürfen eine maximale Länge von 4,5 Meter, eine maximale Breite von 1,8 Meter haben, und eine Fläche von höchstens sechs Quadratmetern mit Solarzellen zupflastern. Jedes Auto hat vier Räder und einen Fahrer. Sie fahren in einem Stück von Darwin nach Adelaide, ohne ihr Fahrzeug je aufladen zu dürfen. Gefahren werden darf jeweils von 8:00 bis 17:00 Uhr. Dazwischen parken die Fahrzeuge am Straßenrand.


Der französische Jules Verne beim WSC 2005.

Fünf Kilowattstunden an gespeicherter Energie darf jedes Fahrzeug nämlich mitführen. Das sind rund 10 Prozent der Gesamtenergie, welche die auf Effizienz getrimmten Vehikel für die Strecke brauchen. Den Rest müssen sie aus der Sonne holen – oder aus „wiedergewonnener kinetischer Energie des Fahrzeuges“, kurzum, sie dürfen rekuperieren.

Blick nach vorne und sitz grad!

Legerer geht es da in der Cruiser-Class zu. Diese Boliden dürfen in der Nacht und an ausgesuchten Stellen geladen werden. Außerdem besagt das Reglement nur: Vier Räder, ein Fahrer, ein Passagier, beide Blickrichtung nach vorne, aufrechte Sitzposition.


In der Cruiser-Class startet das deutsche Team aus Bochum.

Die Adventure-Class ist die Dreiradlerklasse, die von einem Fahrer in zwei Etappen bewältigt wird. Weiterer Unterschied zur Challenger-Class ist, dass die Fahrzeuge fünf Meter lang sein dürfen.

Established since 1987

Begonnen hat alles 1982, als Hans Tholstrup und Larry Perkins mit einem selbst gebauten Solarmobil Australien von West nach Ost durchquerten. Aus einem Solarmobil wurden schnell mehrere, aus einem Abenteuer bald eine Challenge. Ab 1987 startet die WSC erst alle drei, seit 1999 alle zwei Jahre. Zu den Teilnehmern zählen Teams von Universitäten, Technischen Instituten und auch privaten Unternehmen.


Hat ja keiner gesagt, dass so ein Rennen gemütlich sein muss.

"Heute loten die Solarmobile die ultimativen Grenzen der Energie-Effizienz aus, und bieten gleichzeitig unglaubliche Einblicke in eine alltagstaugliche Fahrzeug-Technologie", sagen die Organisatoren der Challenge. „Diese Innovationen sind das Herzstück aller Elektroautos, egal ob diese den Strom aus Wasserstoff-Brennstoff-Zellen nehmen, Hybrid-Motoren einsetzen oder rein elektrisch fahren und den Strom von den Solarzellen am Garagendach verwenden – sie alle nutzen die Technologie, die für die World Solar Challenge bis zur Perfektion zugespitzt wurde.“


Zwischen 17:00 Uhr und 8:00 Uhr parken die Rennfahrzeuge am Straßenrand. Weil am Stuart Highway aber nicht alle paar Meter eine Ausweichn ist, dürfen die Teams am Abend um 10 Minuten überziehen.

Brennender Tesla

Nun ja. Wie hochentwickelt die Welt die Technologie der E-Mobilität gerade sieht, erkennt man am Kursabsturz der Tesla-Aktie. Der trat ein, nachdem die Nachricht, dass ein Tesla S nach einem Unfall in Flammen aufging, die Runde machte. Die Brandursache ist noch nicht geklärt, aber eine Tesla-Sprecherin gab an, dass das Feuer in einem der beiden Lithium-Ionen-Akkus ausbrach, meldet das Handelsblatt. Am Rande bemerkt: Jeden Tag, berichtet der ÖAMTC, fangen allein in Österreich rund fünf Autos mit Verbrennungsmotor Feuer – doch das findet höchstens als Kurzmeldung in die Chronik. Anders ist das bei Elektro-Autos. Das Thema E-Mobilität ist eben emotional stark aufgeladen.


The Red Engine startet in der Challenger-Class.

Bemerkenswert ist vor diesem Hintergrund, dass 1987 das Team von General Motors mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 66,9 km/h, vor dem Team von Ford gewann. 2011 gewann die Tokai University aus Japan mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 91,5 km/h vor dem Nuon Solar Team der University Delft aus den Niederlanden und der University of Michigan (USA). Autohersteller wird auch heuer keiner gewinnen, denn sie stellen sich dem Rennen nicht.

Rekordhalter Nuon Solar Team

Den Geschwindigkeitsrekord, mit einem Schnitt von 102,75 km/h, stellte die University Delft 2005 auf. Sie ist auch heuer wieder am Start und bringt mit dem Fahrzeug Nuon7 die letzte Evolutionsstufe ihres Solarrenners nach Australien. „Das Rennen ist perfekt dafür, um die Nachhaltigkeit eines Solar-Mobiles zu bewerben“, sagt das Team. „Wir können mit dem Projekt das erlernte Uni-Wissen in die Praxis umzusetzen.“


Das Team Nuon Solar der University Delft startet seit vielen Jahren bei der WSC und hält auch den Geschwindigkeitsrekord.

Ihr Anspruch ist es, das energieeffizienteste Auto zu bauen. Die Studierenden konzentrierten sich dabei darauf, die aerodynamischen Verluste so gering wie möglich zu halten und die Leistung aus den Solarpanels zu verbessern. Das Wichtigste scheint aber trotzdem der Spaß an der Freud zu sein: „Wir freuen uns auf das Abenteuer World Solar Challenge“, auch wenn sie ein klares Ziel vor Augen haben: Als Erste mit dem Solar-Auto über die Ziellinie in Adelaide zu fahren. (Guido Gluschitsch, derStandard.at, 4.10.2013)