Der Lohnzettel verbirgt die Benachteiligung von Frauen.

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Eigentlich müssten mit dem Equal Pay Day die Lohnzettel für Frauen auf null korrigiert werden. Denn um das durchschnittliche Jahresgehalt von Männern zu erreichen, müssen Frauen bis Jahresende weiterarbeiten - umsonst. Die Lohnzettel tun aber so, als wäre alles in Butter. Angesichts der Zahlen der Statistik Austria ist das ziemlich dreist.

Um 23,2 Prozent macht dieses Jahr der chromosomenbedingte Abschlag bei den Vollzeitgehältern von Frauen aus. Der Lohnzettel präsentiert sich bis Jahresende freilich weiterhin fesch mit Summe.

Er schweigt aber darüber, was der Kollege am Nebentisch verdient. Ebenso ist darauf keine Zahl zu finden, die Aufschluss darüber gibt, mit wie viel sich diese Jahr für Jahr berechneten guten zwanzig Prozent Minus bei ihrer Pension zu Buche schlagen. Auch erzählt er mit seinen Zahlen nichts über die erbrachte Arbeit: Lässt der Lohnzettel-Vergleich Teilzeit oder Vollzeit unberücksichtigt, kommen 40 Prozent weniger Gehalt zusammen, das Frauen zur Verfügung haben. Für die restliche Arbeitszeit, daheim, mit den Kindern oder Pflegebedürftigen gibt es bekanntlich keinen Lohn.

Doch der Lohnzettel ist nicht der einzige, der sich unschuldig gibt. Auch die Unternehmen, die uns regelmäßig wissen lassen, dass Frauen zähe Gehaltsverhandlungen nun mal scheuen. Niemand könne etwas dafür, dass sie sich gern in schlechter bezahlte Branchen begeben. Und auch die Politik kann für die Gehaltsschere nichts, schließlich werden fleißig Kampagnen gestartet, die Frauen in "traditionelle Männerberufe", sprich besser bezahlte, bringen sollen. Zudem sollen seit 2011 Betriebe auch noch Einkommensberichte vorlegen.

Will eine Frau allerdings ihren eigenen Lohnzettel als schwarzes Schaf demaskieren, nützt ihr das herzlich wenig. Ihr bleibt nur der Gang zum Betriebsrat oder zur Gleichbehandlungsanwaltschaft. Weil der frauenfeindliche Ungustl, der seiner Mitarbeiterin offenkundig qua Geschlecht weniger zahlt, selten geworden ist, bleibt selbst einer der größten Schurken - ja sagen wir es: der Sexismus - im Verborgenen.

Und so kann letztlich niemand etwas für diesen abgespeckten Lohnzettel, der ihr jeden Monat mit einer nüchternen Zahl verrät, was ihre Arbeit wert ist. Den Zusatz - 23, 2 Prozent weniger als die von Männern - müssen wir uns selbst dazudenken. (Beate Hausbichler, DER STANDARD, 8.10.2013)