In der Nußdorfer Straße könnten künftig auch Straßenbahnlinien mit den Kennnummern 13 und 14 fahren - aber wohl nur, wenn die U5 nicht kommt.

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Wien - Die U2-Verlängerung in die Seestadt Aspern ist abgeschlossen, nun regen die Wiener Linien den jahrelang als Spekulation hinausgeschobenen Bau der "Phantomlinie" U5 aktiv an. "Wir müssen auf die Bevölkerungsentwicklung reagieren und für die Zukunft gerüstet sein", sagte Wiener-Linien-Geschäftsführer Günter Steinbauer kürzlich in einem "Kurier"-Bericht und meinte damit unter anderem die mögliche U5-Trasse in den unterversorgten Bezirken innerhalb des Gürtels.

Auch Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) hat zuletzt "intensive Gespräche" über die U5 bestätigt, die von der Alser Straße bis zum Rathaus führen und ab dort entweder die bisherige U2-Stammstrecke nach Süden übernehmen oder über eine Neubaustrecke zum Matzleinsdorfer Platz führen könnte. Die jeweils übrigbleibende Variante würde dann die U2 übernehmen.

Darüber hinaus sind an den potenziellen Endstationen Alser Straße und Matzleinsdorfer Platz Verlängerungen im Westen nach Hernals und im Süden nach Favoriten angedacht. So sollen nicht nur die Linien U3 und U6, sondern auch die notorisch überfüllte Buslinie 13A entlastet werden.

Tieflage unter schwierigen Bedingungen

Warum die Wiener Linien gerade mit dem zu Ende gegangenen U2-Ausbau neue Erweiterungsvorschläge auf den Plan bringen, werten Insider als Druckmittel auf die Stadtpolitik. So sollen die für den kostenintensiven Betrieb des vorhandenen U-Bahn-Netzes notwendigen Finanzspritzen nicht versiegen.

Die Spritze für den U2/U5-Ausbau zwischen Alser Straße und Matzleinsdorfer Platz müsste laut einem Bericht des Kurier 900 Millionen Euro betragen - für jeden der sechs Streckenkilometer wurden 150 Millionen Euro angenommen. 2010 rechnete die TU Wien allerdings 225 Millionen Euro je Kilometer in "Tieflage unter schwierigen Bedingungen" vor. Diese Bedingungen wären mit der Untertunnelung des Wien-Kanals zweifellos gegeben. Demnach müsste zumindest ein Investitionsvolumen von 1,35 Milliarden Euro aufgebracht werden.

Grüne Straßenbahnbevorzugung

Da das städtische Verkehrsressort einen guten Teil dieses Aufwands tragen müsste, bekräftige dessen Leiterin Vassilakou immer wieder, dass die Grünen aus Kostengründen ein umfassendes Straßenbahnpaket einem innerstädtischen U-Bahn-Ausbau vorziehen.

Für den Fall, dass die U2/U5 also doch nicht kommt, gibt es bei den Wiener Linien mit dem sogenannten "großen X" unter der Hand tatsächlich eine Alternative in Tram-Form. In einem Plan der Wiener Linien, der derStandard.at vorliegt, sind neben den offiziell bekannten Straßenbahnprojekten - etwa auf den Linien D, O, 18, 25 und 26 - auch zwei einander kreuzende Linien vorgesehen, die einen großen Teil der möglichen U2/U5-Trasse abdecken und darüber hinausgehen.

Eine Straßenbahnlinie 13 könnte laut Plan vom Hauptbahnhof kommend die Strecke des Busses 13A über die Neubaugasse und die Lederergasse übernehmen, dann in die Spitalgasse einbiegen und von dort aus die Linie 33 bis Friedrich-Engels-Platz ersetzen. Die sie kreuzende Bim-Linie 14 würde wie der 14A vom Reumannplatz über die Gudrunstraße und die Reinprechtsdorfer Straße führen, in der Pilgramgasse auf eine gemeinsame Trasse mit dem 13 einlenken und bei der Markthalle Nußdorfer Straße wieder abzweigen, um bis zur Hohen Warte den 37er zu ersetzen.

Bei den Wiener Linien hat man von solchen Plänen offiziell noch nichts gehört. Dort lautet die Losung weiterhin U5. Das "große X" würde übrigens statt der 1,35 Milliarden Euro für die U5 nur rund 100 bis 160 Millionen Euro an Investitionskosten in die Kassen des Verkehrsbetriebs spülen, rechnet ein Verkehrsplaner für derStandard.at vor. (Michael Matzenberger, derStandard.at, 8.10.2013)