Der Computer ist für die Mehrheit der Österreicher ein Alltagsgegenstand. Dennoch gibt es, wie die am Dienstag präsentierte PIAAC-Studie zeigt, eine signifikant große Gruppe von Erwachsenen in Österreich, die über unzureichende Computerkenntnisse verfügen oder sich weigerten, den PIAAC-Test am Computer durchzuführen. Besonders benachteiligt in Bezug auf die Computernutzung sind Menschen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist.

Die Gruppe der Computerverweigerer gab im Rahmen der PIACC-Studie an, zwar schon einmal einen Computer bedient zu haben, jedoch Stift und Papier zum Ausfüllen der Tests zu bevorzugen. In den Aufgaben des PIAAC-Tests musste beispielsweise der Umgang mit E-Mail-Programmen oder dem Browser gezeigt werden.

Der Computertest diente auch zur Überprüfung der Problemlösungskompetenzen; um zu den eigentlichen Aufgaben zu kommen, mussten die Testpersonen einen kurzen Test mit der Maus machen. Jene mit unzureichenden Kenntnissen am Computer kamen so nicht weiter. In Österreich konnte das ein Viertel nicht.

Ein Viertel der Österreicher mit unzureichenden Computerkenntnissen

880.000 Personen im Alter von 16 bis 65 Jahren zählt die OECD in Österreich zur Gruppe mit ungenügenden Computerkenntnissen, das sind 15,5 Prozent. Hinzu kommen 11,3 Prozent, die sich dem Computer in der Testsituation gänzlich verweigerten.

Internetzugang

Diese Zahlen decken sich mit jenen der Statistik Austria für das Jahr 2012: 79 Prozent der österreichischen Haushalte hatten im Vorjahr einen Internetzugang. Vier Fünftel der Befragten gaben damals an, in den letzten drei Monaten das Internet genutzt zu haben.

"Ohne Computererfahrung"

9,6 Prozent der in der Studie getesteten werden in die Gruppe "ohne Computererfahrung" eingestuft (OECD-Schnitt: 9,3 Prozent). Vier Prozent der Österreicherinnen und Österreicher haben nur mangelnde Computerkenntnissen, 1,8 Prozent wiesen keine ausreichende Lese- und Sprachfähigkeit auf, um an der Erhebung teilzunehmen.

Bei den Fähigkeiten, die in der der PIAAC-Studie überprüft wurden, gibt es jedoch große Unterschiede zwischen den Altersgruppen, dem Bildungshintergrund und der Muttersprache. Rund 85 Prozent in der schlechtesten Gruppe sind zwischen 45 und 65 Jahren alt. Nicht nur das Alter, sondern auch der formale Bildungsabschluss ist ausschlaggebend für die Fähigkeit, mit dem Computer umzugehen. Mehr als die Hälfte der Personen "ohne Computererfahrung" hat maximal einen Pflichtschulabschluss.

Muttersprache entscheidet über Erfahrung

Besonders stark vertreten sind in der Gruppe "ohne Computererfahrung" Personen mit einer anderen Muttersprache als Deutsch. Acht von zehn Studienteilnehmern "ohne Computererfahrung" haben eine andere Erstsprache. Bei der Gruppe der Computerverweigerer sind die Verhältnisse ähnlich gewichtet.

Fehlende Computerkenntnisse sind also auch ein Problem der Sprache – und stehen in Zusammenhang mit den Lesefähigkeiten und den Kenntnissen in Mathematik. Personen mit ungenügenden Computerkenntnissen schneiden auch hier unterdurchschnittlich ab.

Umstände für geringe Nutzung

Doch was sind die Umstände für die geringe Nutzung des Internets? Der Politologe Flooh Perlot untersuchte in einer Studie im Jahr 2012 die Motive für die Nichtnutzung.

"Es gibt eine Gruppe, die nicht weiß, wofür sie das Internet nutzen sollen. Damit haben sie auch keine Motivation, ins Internet zu gehen. Dahinter steht das zweite Motiv, dass man sich zu wenig Kompetenzen zutraut", sagt Perlot im Gespräch mit derStandard.at. Es gebe aber auch die Gruppe derjenigen, die sich bewusst gegen eine Internetnutzung entscheidet – ob aus Zeit- oder aus Sicherheitsgründen. Die Kosten spielen bei der Internetnutzung jedoch eine untergeordnete Rolle in einer Kette von Motiven. Wie würde Perlot die Offliner charakterisieren? "Vor allem ältere Frauen mit formal niedrigerer Bildung, die weniger Geld zur Verfügung haben, sind eher Offliner."

"Zweite digitale Spaltung"

Überholt sei jedoch das Bild, dass es eine digitale Spaltung – den Digital Divide – aufgrund fehlender Zugangsmöglichkeiten gebe. "Früher war hier die Frage: Hat man einen Computerzugang oder hat man keinen? Jetzt sieht man, dass es auch eine zweite digitale Spaltung gibt zwischen Leuten, die zwar jeweils Internetzugang, aber unterschiedliche Kompetenzen haben. Das gewinnt mehr an Bedeutung", sagt Perlot.

Einen Unterschied sieht er in der Nutzung nach Bildungsgrad. "Bei Offlinern sieht man, dass Personen mit formal niedriger Bildung eher in diese Gruppe fallen. Jemand, der weniger Bildung hat, hat auch weniger Mittel, sich einen Computer zu leisten."

Perlot kommt in seiner Studie zu dem Schluss, dass eine "rasche Reduzierung des Anteils der Offliner unrealistisch erscheint, da deren Distanz zum Medium stark verfestigt ist. 84 Prozent geben an, dass sie kein Interesse daran haben, das Internet bei einer künftigen Gelegenheit einmal auszuprobieren." Zwar werde der Anteil der Internet-Nutzerinnen und -Nutzer steigen, jedoch mittelfristig nur durch eine Alterung der Gesellschaft. (seb, derStandard.at, 9.10.2013)