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Foto: AP/Aivazov

Auf den Mann, der schon als kleiner Bub wusste, dass er Präsident werden möchte, folgt der Mann, der wohl im Traum nie daran dachte: Giorgi Margwelaschwili, ein wenig bekannter Uni-Dozent mit einem halben Jahr Erfahrung als Bildungsminister, löst nun Michail Saakaschwili ab, Georgiens hyperaktiven Staatschef und Polit-Revolutionär.

Für die Kaukasusrepublik, die an Dramen gewohnt ist, verspricht Margwelaschwilis leichter Sieg bei den Präsidentenwahlen ein Stück Normalisierung. Aber doch wieder auch neue Unsicherheit. Denn der 44-Jährige kommt nur deshalb in das höchste Amt, weil Bidsina Iwanischwili es so wollte, Georgiens reichster Mann und seit einem Jahr Premier des Landes.

"Wählt mich, weil Bidsina mich gewählt hat" , war Margwelaschwilis Botschaft an die Georgier. Wie viel Freiheiten ihm der Oligarch lässt, wird sich bald zeigen. Auch für das Amt des Premiers will Iwanischwili einen neuen Mann benennen und sich dann hinter die Kulissen zurückziehen.

Giorgi Margwelaschwili wird jedenfalls die schwächere der beiden neuen Figuren des Milliardärs sein. Mit seiner Angelobung am 17. November treten auch die Verfassungsänderungen in Kraft, die dem Präsidenten einen Großteil seiner Befugnisse nehmen. Doch mit seinem Mentor ist er auf einer Wellenlänge: Margwelaschwili soll der Einzige im neuen Machtzirkel sein, der Iwanischwili beim Vornamen nennen darf. Abends, so heißt es, fährt er oft hinauf zu Iwanischwilis futuristischer Burg über Tiflis und spricht mit dem Geschäftsmann über philosophische Fragen – Margwelaschwilis einstiges Studiengebiet.

Ähnlich wie Iwanischwili hatte auch Margwelaschwili die "Rosenrevolutionäre"  von 2003 unterstützt und sich dann von ihnen abgewandt; ein Teil von Saakaschwilis Gefolgsleuten waren auch seine Freunde, vor allem Surab Schwanja, der 2005 umgekommene Premier. Margwelaschwili war zu jener Zeit Rektor einer kleinen Privat-Uni in Tiflis, wo er Kommunikationswissenschaften lehrte.

Als Präsidentenkandidat musste er ein wenig den harten Mann markieren: Dozenten-Bart ab, kein Wort mehr über sein Hobby Stricken. "Plastilin-Mann"  spotten seine Gegner über die Flexibilität, die er für Iwanischwili zeigt. Margwelaschwili hat eine Tochter aus erster Ehe und lebt mit Maka Tschitschua, einer Schauspielerin, zusammen, was der georgischen Kirche missfallen dürfte.  (Markus Bernath /DER STANDARD, 29.10.2013)