Wien - Raiffeisen setzt im Bereich Informatik den Sparstift an und baut acht Prozent der Belegschaft ab. Wie der Standard erfuhr, wurden am vergangenen Donnerstag 68 von derzeit 850 Mitarbeitern beim AMS-Frühwarnsystem zur Kündigung angemeldet.

Der Vorsitzende des Betriebsrats, Peter Kelis, bestätigte auf Anfrage, über die Zahl der einzusparenden Mitarbeiter informiert worden zu sein. "Es gab erste Informationsveranstaltungen." Wer konkret gehen muss, steht aber noch nicht fest. Einzelgespräche soll es ab Mitte November geben.

Man trete nun in Verhandlungen über einen Sozialplan ein, kündigte Kelis an. Alarmiert zeigt man sich bei der Gewerkschaft der Privatangestellten. Die Wiener Regionalgeschäftsführerin Barbara Teiber kritisiert, dass die Hälfte der geplanten Kündigungen Mitarbeiter betrifft, die älter als 50 Jahre sind. "Und dann fordert die Wirtschaft, dass alle länger arbeiten sollen."

"Verwundert" sei man auch, dass parallel zum Personalabbau auf der Raiffeisen-Homepage Jobangebote für den IT-Bereich zu finden sind. "Da fragt man sich, wie es mit der gesellschaftlichen Verantwortung bei Raiffeisen aussieht", so Teiber. Im Gespräch mit dem STANDARD kündigte sie weiters eine Anzeige beim Arbeitsinspektorat an. Mitarbeiter würden von regelmäßigen Verstößen gegen das Arbeitszeitgesetz und einer großen Zahl an Überstunden berichten. Angesichts der hohen Zahl an über 50-Jährigen werde man auch prüfen, ob sozialwidrige Kündigungen vorlägen. Eine Raiffeisen-Sprecherin wies die Vorwürfe zurück.

Eine Sprecherin der Raiffeisen-Informatik erklärte, der Großteil der Kostensenkungen entfalle auf Sachkosten, nur ein kleinerer Teil auf Personal. Ziel sei es, die Position am Markt auszubauen. Und: "Um für das künftige Wachstum bestens vorbereitet zu sein, optimiert Raiffeisen Informatik GmbH Struktur, Prozesse und Kosten."

Die Einsparungen beim Personal gehen einher mit internen Umstrukturierungen. Betriebsrat Kelis: "Die Aufgabenbereiche sollen sauberer getrennt werden." Ein Beispiel: Ein Mitarbeiter soll nicht mehr gleichzeitig für Kundengespräche, Vertragsabschluss und die Installation von Programmen zuständig sein.

Raiffeisen-intern gibt es schon seit Jahren Bestrebungen, die IT-Systeme zu harmonisieren. In der Vergangenheit sollen die mächtigen Landesbanken in Ober- und Niederösterreich aber nicht immer an einem Strang gezogen haben, heißt es. Zuletzt wurde die Boston Consulting Group mit einer Projektanalyse beauftragt.

Großflächiger Sparkurs

Gespart wird im Raiffeisen-Konzern freilich nicht nur in der IT. Wie berichtet muss die Raiffeisen Bank International ihre Kosten in den kommenden drei Jahren um 400 bis 450 Millionen Euro senken. Die Raiffeisen-Zentralbank wiederum hat angekündigt, das Bausparkassen- und Leasinggeschäft enger an die Kandare nehmen zu wollen. (Günther Oswald, DER STANDARD, 5.11.2013)