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Wien: Wahrzeichen auch eines neuen "Spirit" der Gründergemeinschaft.

Foto: APA/Pfarrhofer

Wien ist schon seit jeher der Dreh- und Angelpunkt zwischen dem Westen und dem Osten und ein wichtiger Knotenpunkt für internationale Geschäftsbeziehungen, aber von einer dynamischen Start-up-Szene war vor vier Jahren noch wenig zu sehen. Obwohl es eine kleine Gemeinschaft an Start-ups gab, waren nur wenige Mitglieder auch tatsächlich aktiv.

Dies war die Zeit, in der wir Pioneers gegründet haben. Die ursprüngliche Idee war, eine Plattform zu schaffen, die sich auf Start-ups und innovative Zukunftstechnologie fokussiert und somit die Szene unterstützt und weiterentwickelt.

In 2009 konnten wir Microsoft Österreich davon überzeugen, uns für ein Wochenende ihre Büroräumlichkeiten zur Verfügung zu stellen, um dort ein Event für Start-ups und die, die es gerne werden wollen, zu organisieren. Ziel des Events war es, Studenten von der TU mit Studenten der WU zusammenzubringen und eine ungezwungene Möglichkeit zum Netzwerken zu bieten, Ideen weiterzuentwickeln, um neue Start-ups zu gründen.

Seither hat sich extrem viel getan: Es haben sich viele wichtige Coworking-Spaces etabliert, es sind viele neue Start-ups entstanden, ausländische Start-ups fangen an, sich in Wien niederzulassen. Nach ein paar Jahren wollten wir unsere Events-Unternehmung auf das nächste Level bringen. Das war mit ein Grund, warum wir das Pioneers-Festival gestartet haben.

Start-ups aus 58 Ländern in Wien

Zuletzt hatten wir dazu 2500 Teilnehmer und Start-ups aus 58 Ländern in Wien vertreten. Einer der Erfolgsfaktoren war, dass wir nicht nur als eine weitere Web-&-Mobile-Konferenz positioniert sind, sondern dass Web & Mobile als Bestandteil dessen gesehen wird, wie Zukunftstechnologien unser tägliches Leben beeinflussen und Innovationen ermöglichen. Mittlerweile gibt es schon sehr viele eindrucksvolle Beispiele aus den Bereichen Med-Tech (medical tricorder), Robotics, Artificial Intelligence, 3-D-Printing - und das sehen wir erst als den Anfang. Grundsätzlich gibt es zwei wesentliche Grundvoraussetzungen für ein Start-up-Ökosystem: wohlhabende Menschen als Investoren und technologieaffine Leute mit unternehmerischem Denken - schmelzen diese zwei Faktoren an einem Ort zusammen, kommen alle anderen Beteiligten im Laufe der Zeit automatisch hinzu.

Menschen, die in Start-ups investieren, sind eine sehr spezielle Gruppe. Normalerweise haben sie selbst Erfahrung im Tech-Business, wodurch sie imstande sind, zum einen die richtigen Start-ups auszuwählen und zum anderen neben Geld auch mit ihrer Erfahrung und ihrem Netzwerk einen wertvollen Beitrag zum Erfolg des Start-ups zu liefern - man spricht hier von "Smart Money".

Die Rolle des Staates hingegen ist, die nötigen Rahmenbedingungen für ein Start-up-Ökosystem zu schaffen. Österreich hat in den letzten Jahren viele Eintrittsbarrieren für Firmenneugründungen minimiert. Bürokratische Hürden wurden zum Teil abgebaut. Außerdem gibt es sehr entgegenkommende Steuervergünstigungen in den ersten zwei Jahren: eine gute Ausgangsbasis für einen Start-up-Hub "von Welt".

Vernetzung von Universitäten und Forschung

Um eine kritische Masse an technologieaffinen Jungunternehmern anzuziehen, benötigt es gute Universitäten und Forschungszentren. Wir haben hier eine gute Grundlage. Die Basis ist vorhanden - aber wir haben noch starken Aufholbedarf, speziell was die Vernetzung von Universitäten und Forschung mit der Start-up-Szene betrifft.

Es bedarf auch einer gewissen Kultur, Neues zuzulassen. Kreativität, Nonkonformismus und Mut sind definitiv Charakteristika von Wien. Wir sehen Wien heute stärker denn je als Magneten für junge kreative Menschen, die optimistisch in die Zukunft schauen und nicht davor zurückscheuen, etwas Neues zu starten und das Leben der Menschen zum Besseren zu wenden.

Innerhalb von Start-up-Ökosystemen lassen sich folgende Logiken identifizieren: Start-ups bringen Start-ups hervor - Mitarbeiter von Start-ups starten ihre eigenen. Menschen, die aufgrund von Start-ups wohlhabend werden, investieren in neue Start-ups. Wir erwarten, dass diese Art von organischem Wachstum der beste Weg ist, um ein solides Start-up-Ökosystem zu schaffen. (Andreas Tschas, DER STANDARD, 9./10.11.2013)