Lokale Vielfalt statt Massenkonsum: Bei einer Runde durchs Grätzl lassen sich spannende Geschäfte entdecken und besondere Dinge erwerben. Darüber hinaus fördert das Einkaufen in der Region Kleinunternehmer und -hersteller, und geht oft Hand in Hand mit gemütlichem Plaudern - Informationsmehrwert und Nachbarschaftskontakte inklusive. Unsere erste weihnachtliche Grätztour im Jahr 2013 führt durch das Servitenviertel im neunten Wiener Gemeindebezirk, wo sich zwischen Schottenring, Währinger Straße und Roßauerlände mittlerweile so viele attraktive Geschäfte finden, dass an dieser Stelle nur eine kleine Auswahl möglich ist.

Wir starten in der Liechtensteinstraße 16, Nähe Berggasse, wo der Blick in die Auslage der Cupcakes Manufaktur eine süße Winterwelt eröffnet.

Foto: derStandard.at/tinsobin

Hinter dem Gastraum mit Konditorei-Charakter findet sich die Backstube, in der ein fünfköpfiges Team rund um das Ehepaar Cir seit zweieinhalb Jahren Cupcakes - darunter auch Riesen- und Mini-Cupcakes - Cakepops und Torten. Sämtliche Backwerke bestehen aus wenigen, natürlichen Zutaten, kommen ohne Konservierungsmittel und sogar ohne Backpulver aus.

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Eier, Butter, Zucker, Pralinenfüllung, Schokolade... Die bunt verzierten Cupcakes (links im Bild, Kostenpunkt 3 Euro) sind keine "du darfst"-Produkte, sondern so wie wir es uns wünschen: üppig und saftig. Das gilt auch für die Cakepops. Durch den Verzicht auf Topfen oder Frischkäse sowie die Versiegelung mit Schokolade sind sie bei Zimmertemperatur eine Woche lang haltbar.

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Gleich um die Ecke in der Berggasse findet sich auf Nummer 14 das Tankai (derStandard.at berichtete). Dort widmet sich Angelika Kaspurz der Fertigung von Taschen aus feinstem Leder.

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Für Weihnachten hat sich die Designerin besonders verschenkenswerte Kreationen einfallen lassen, zum Beispiel diese Felltäschchen. Es handelt sich nicht um Ponyfell, sondern um das Fellkleid einer südamerikanischen Rindermischrasse. Die Rückseite ist aus weichem Kalbsleder. Kombiniert mit bunten Seilen aus der Seefahrt kostet das Stück 49 Euro.

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Eine Geldtasche, die in Würde altert: Mit jedem zusätzlichen Jahr auf dem Buckel gewinnt dieses 89 Euro teure Teil an Patina. Das Innenleben ist großzügig gestaltet, ein zusätzlicher Gurt sichert den Inhalt.

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Die Berggasse hinunter und links in die Ecke Porzellangasse (Tipp für Hungrige: essen und trinken im Rebhuhn!) eingebogen, zieht uns auf Nummer 4 die Auslage der Zweigstelle samt Weihnachtsschwein und -krake magnetisch an. Die Glaskugeln und -objekte stammen aus dem deutschen Kraichgau, sind handbemalt und mundgeblasen und für 24,90 bis 38,90 Euro zu haben.

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Diese Kerzen duften nach Weihrauch, Myrrhe oder auch nach Leder. Seit 1643 produziert die weltweit älteste Wachsmanufaktur Cire Trudon Altarkerzen und Bohnerwachs für den französischen Hof in Paris - bis heute ausschließlich aus natürlichem Wachs und natürlichen Aromen. Die Zweigstelle verfügt über das breiteste Duftkerzen-Angebot außerhalb der französischen Hauptstadt (ab 59,90 Euro), inklusive Sondereditionen (bis 119 Euro). Bei häufigem Anzünden brennen sie zwischen drei Monate und ein halbes Jahr...

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... die gewichtige Napoleonkerze dementsprechend länger.

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Falls das weihnachtliche Zündeln außer Kontrolle geraten sollte, ist der belgische Safe-T-Design-Feuerlöscher rasch zur Hand (79 bis 189 Euro).

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Von der Porzellangasse in die Servitengasse eingebogen, führt der Weg ins Green Ground auf Nummer 11. Seit gut fünf Jahren betreibt Kathrin Haumer hier ihren Shop für nachhaltige Öko-Mode und ist damit in Wien eine Vorreiterin. Die Boutique vereint internationale und lokale Labels unter einem Dach. So kommen Pulli (89 Euro) und Kleid (129 Euro) vom Wiener Design-Label "Anzüglich"...

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... die Elefantentasche stammt aus einem Recycling-Fair Trade-Projekt in Südafrika...

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... ihr Innenleben offenbart ihr früheres Dasein als Zementsack. Kostenpunkt 89 Euro.

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Wir kehren um und schlendern die Servitengasse entlang, wo es uns auf der linken Seite auf Nummer 8 in ein altes Ladenlokal hineinzieht: Im Werkhaus findet sich ein sorgfältig ausgewähltes, internationales Sammelsurium an Küchen-, Wohnungseinrichtungs- und Deko-Gegenständen.

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Die Inhaber verbringen viel Zeit in Frankreich, besuchen Handwerker und Manufakturen, sammeln ausgewählte Gegenstände. "Wenn wir in Wien etwas machen, dann muss es Spaß machen und sich selbst erhalten", schildert Herr Wagner den ersten Impuls für die Gründung des Werkhauses. Das war im Jahr 1985, und das Konzept funktioniert bis heute.

Auch die berühmten Lunéville-Näpfchen gibt es hier in allen Farben, um 17 (klein) oder 19 Euro (groß).

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Einige Objekte im Werkhaus stammen aus der eigenen Werkstatt des Inhabers. So auch diese Reibeisen-Eule...

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... und wer seinem Hund ein Denkmal setzen will, tut dies stilgerecht mit dem Kuschelpelz-Fotoalbum um 18 Euro.

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Gleich ein Haus weiter, auf Nummer sechs, findet sich wieder ein perfekt revitalisiertes Ladenlokal mit Kasten-Auslage und viel dunklem Holz. Das Innere offenbart sich erst beim Näherkommen am Duft: Im Curry me home wird Curry in allen Varianten verkauft.

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Curry Ananas, Curry Banane, Burma- oder Goa-Curry, aber auch viele andere Gewürze - einige auch in Bio-Qualität - finden sich im Curry me home: Chilimischungen, Cayennepfeffer, African Rub, Garam Masala, Ras El Hanout oder rotes Paprikapulver, auch in geräucherter Form...

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... oder Salze aus aller Welt, wie Steinsalz aus dem Salzkammergut, indische Pyramidensalzflocken, weißes Hickoryrauchsalz aus den USA, verschiedene Fleur de sel-Varianten, Zitronen-Rosmarin-Salz, oder Wacholder-Kohle-Rauchsalz aus dem hohen Norden.

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Neben den Gewürzen sind im Geschäft Essig- und Ölsorten von österreichischen Kleinproduzenten erhältlich, ebenso Gewürzmühlen, Kochbücher und seit neuestem auch Ambroso-Honig aus dem Wienerwald. Ein Geschenktipp für alle, die gerne kochen: Zehn Gewürze der eigenen Wahl lassen sich zu einem Pauschalpreis von 27 Euro erwerben und zuhause testen. Macht sich darüber hinaus nicht schlecht als Wandschmuck. (Eva Tinsobin, derStandard.at, 8.12.2013) 

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