Bild nicht mehr verfügbar.

An die Ermordung von Pat Finucane im Jahr 1989 erinnert am Tatort in Belfast auch noch heute eine Gedenktafel.

Foto: REUTERS/Cathal McNaughton

Die Aufarbeitung der blutigen Vergangenheit sorgt für Probleme in Nordirland und Spannungen mit Dublin. 15 Jahre nach dem Ende des Bürgerkriegs hat ein hartnäckiger südirischer Richter ein altes Tabu gebrochen und bestätigt: In der Polizei der Republik Irland, der sogenannten Garda Síochána, gab es Kollaborateure mit der irisch-republikanischen Armee (IRA).

Geheime Hinweise ermöglichten es der katholisch-republikanischen Terrortruppe 1989, zwei hohe Polizeiführer zu ermorden. Premier Enda Kenny entschuldigte sich für die "schockierenden Ergebnisse". In Belfast fordern jetzt protestantische Politiker der fragilen Allparteienregierung eine Untersuchung der "Fehler und Versäumnisse" der Behörden.

Auch zu den schlimmsten Zeiten des Bürgerkriegs arbeiteten viele Gardai und Vertreter der damaligen Royal Ulster Constabulary (RUC) vertrauensvoll zusammen im Kampf gegen den Terrorismus religiöser Fanatiker beider Seiten. So sprachen sich auch die Polizeidirektoren Harry Breen und Bob Buchanan oft mit Garda-Kollegen in Dundalk ab.

Die angrenzende Grafschaft Armagh in Nordirland war damals als "Banditenland" und Hochburg der IRA bekannt. Auf der Rückfahrt von einem ihrer Besuche in Dundalk geriet das unbewaffnete und in Zivil gekleidete Duo im März 1989 in einen Hinterhalt und wurde erschossen. Tags darauf wehrten sich die Polizeipräsidenten beiderseits der Grenze gegen die Spekulation, es habe einen IRA-Maulwurf gegeben. Das sei falsch gewesen, urteilte jetzt Richter Peter Smithwick nach achtjähriger Untersuchung der Vorgänge: Südirische Polizisten hätten durch "Auftrag oder Unterlassung" die Ermordung ermöglicht.

Heimliche Hilfestellung

Smithwicks Enthüllung trifft das politische Establishment in Dublin an einem wunden Punkt, stellten sich doch Politiker und Behörden Südirlands gern als Opfer dar. Dass es heimliche Sympathie, ja sogar Hilfe für die IRA gab, wurde lang geleugnet. Darauf zielte die einflussreiche Belfaster DUP-Wirtschaftsministerin Arlene Foster ab: "Die irische Regierung muss das Fehlverhalten angehen." Hingegen mahnte der südirische Außenminister Eamon Gilmore die Beendigung aller mit London vereinbarten Untersuchungen an. Dazu gehört auch der Mord an dem Belfaster Anwalt Pat Finucane durch Loyalisten im Februar 1989. Viel spricht für Terrorhelfer aus den RUC-Reihen.

Erst vor 14 Tagen strahlte die BBC brisantes Material über die Anfänge des Bürgerkriegs aus: Frühere britische Soldaten bekannten sich darin zu ihrer Mitgliedschaft in einem Killerkommando, das Anfang der 1970er außergesetzliche Tötungen von IRA-Terroristen ausgeführt haben soll. Das Londoner Verteidigungsministerium hat angegeben, den Vorwürfen nachzugehen. (Sebastian Borger aus London, DER STANDARD, 5.12.2013)