Mit Stil und Elegance zum Belegschaftsfest.

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Foto: Andrea Maria Dusl

Pro
Von Roman David-Freihsl

Das Problem der Weihnachtsfeiern ist die große Verführung. Zunächst einmal verführen sie den männlichen Teil der Belegschaft zu einschlägigem Balzverhalten. Sprich: Man(n) macht den Pfau. Die einen schwitzen wie ein Schwein, weil sie auf G'scheit machen und den ganzen Abend das Sakko nicht ausziehen - wie sonst sollten denn alle sehen, dass ein Büchl mit dem Aufdruck "PETER SLOTERDIJK" bei der Sakko-Tasche rauslugt?

Für andere gilt: Auffallen um jeden Preis - und sie holen die vor langer Zeit vergrabenen Sandalen, Kniestrümpfe, Blumenshorts und das Hawaiihemd aus dem Keller. Was in Summe dazu führt, dass "Apocalypse Now" der meistzitierte Film aller Weihnachtsfeiern ist: "Ich habe das Grauen gesehen. Das Grauen ... Das Grauen ..."

Nein, dann lieber Dresscode und Wiederherstellung der Chancengleichheit. Wenn alle miteinander gleich ausschauen, dann werden sie vielleicht auch bei der Weihnachtsfeier wieder wichtiger - die inneren Werte.

Kontra
Von Lisa Mayr

Die Argumente für den Dresscode sind fadenscheinig wie Omas Strickweste: Er bewahre vor modischen Fehlern. Stifte Orientierung in Zeiten des Anything-goes. Die Einheitskluft nivelliere Standesunterschiede, weil sie den Blick auf Wesen statt Panier lenkt. Dabei gibt es kaum Perfideres als Dresscodes: Erst der gemeinsame Nenner legt die feinen Unterschiede frei. Wo Maßanzug auf Leihsakko trifft, werden Klassen sichtbar. Die Nonchalance der Gewandung unterscheidet die organische Oberschicht vom Aufsteiger, dem die Mühen der Kletterei ins Antlitz gefräst sind.

In der TV-Serie "Borgen" macht sich der Vorsitzende der Arbeiterpartei nicht zufällig zum Gespött, weil er keinen Smoking trägt: Er hat "Black Tie" als Aufruf zur schwarzen Krawatte missverstanden.

Plus: Der Dresscode gehört zum Formenkreis der Uniformierung. Wohin die führt, wissen wir. Gleichschritt und so. Die Parole muss also lauten: Eine Querfront gegen den Dresscode! Kein Fußbreit dem Kummerbund! (Rondo, DER STANDARD, 13.12.2013)