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Tamira Paszek hält bei drei Titeln: Portoroz 2006, Quebec 2010, Eastbourne 2012. Verdient hat sie zwei Millionen Dollar. Sie war die Nummer 26.

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Wien - Das Schneeschuhwandern im Montafon hat Tamira Paszek gutgetan. Natur pur. Sie hat die Berggipfel angelacht und war "einfach nur glücklich". Die Kondition hat gepasst, die Schritte sind ihr federleicht gefallen. Am 6. Dezember ist sie 23 Jahre alt geworden. "Ich bin jetzt erwachsen", sagt sie. "Und das ist gut so."

An unrunden Geburtstagen zieht man Bilanz, Tennisprofi Paszek hat erkannt, "worauf es im Leben ankommt. Glücklich sein, die Tage genießen, hart arbeiten, die Ziele erreichen, gesund bleiben". 2013 hat die Vorarlbergerin die Vorgaben großteils nicht erfüllt. "Ich habe viel geweint und viel gelitten, meine Ziele definitiv verfehlt." In der Weltrangliste ist sie auf Platz 179 abgerutscht, die Wirklichkeit hat den Anspruch brutal abserviert. Der 31. Juli in Carlsbad, Kalifornien, war ganz fürchterlich. Paszek unterlag Daniela Hantuchova 0:6, 0:6. "Eine Watsche mitten ins Gesicht. Ich war im Niemandsland angekommen. Dort wollte ich nie hin, ich wollte einfach nur weg."

Die frühe Liebe

Zum Beispiel zurück ins slowenische Portoroz, dort hatte sie im September 2006 ihr erstes Turnier gewonnen. Als neuntjüngste Spielerin der Tennisgeschichte. "Es war sicher nicht zu früh. Außerdem kann man sich den Zeitpunkt nicht aussuchen. Erfolge fragen nicht, wann sie eintreten sollen." Im Rückblick habe sie Fehler gemacht. "Zehn verschiedene Trainer sind eindeutig zu viel. Da war keine Linie. Der eine sagte, Schwarz ist richtig, der Nächste, dass Weiß besser ist. Ich kannte mich nicht mehr aus, meine Menschenkenntnis dürfte nicht die beste gewesen sein." Nun wird sie von Andrej Pavel trainiert. "Das bleibt so, ihm vertraue ich."

Die Liebe zum Tennis ist eine nachhaltige. "Das ist meins. Aber natürlich ist das eine Wellenbewegung. Manchmal geht man nur ungern ins Büro." Paszek hat für den Absturz nachvollziehbare Erklärungen. Verletzungen (Schulter, Bandscheiben, Adduktoren), Krankheiten. Heuer wurde sie von einem Virus heimgesucht, es handelte sich um eine verschärfte Variante des Pfeiffer'schen Drüsenfiebers. "Zwölf Stunden Schlaf pro Tag reichten nicht aus. Ich stand auf dem Trainingsplatz und dachte, dass ich ersticke oder einnicke. Hast du keine Kraft, kannst du nicht gewinnen. Körper und Geist sind eben eine Einheit." Im Oktober und November hat sich die Lage eindeutig gebessert, Paszek war bei kleinen Turnieren zumindest nicht unerfolgreich. "Jeder Ballwechsel ist eine Herausforderung, nach jedem Punkt beginnst du wieder bei null. Das ist spannend, das musst du in meiner Situation verinnerlichen. Das Unbeschwerte ist halt vorbei. "

Wobei ihr die Zeit sicher nicht davonrennt. "Ich habe noch sieben bis zehn Jahre Karriere vor mir. Ich weiß jetzt, dass ich über die Grenzen gehen, die Lust an der Qual entdecken muss. Man kann immer mehr machen."

Von Dornbirn nach Dubai

Den Wohnsitz hat sie von Dornbirn nach Dubai verlegt, das hatte organisatorische Gründe. "Bessere Trainingsmöglichkeiten, besseres Wetter, man kommt überall leichter hin." Dornbirn ist bekanntlich flughafenlos. Anderseits habe sie beim Schneeschuhwandern bemerkt, "dass Vorarlberg meine Heimat ist. Vielleicht komme ich rascher zurück, als man glaubt". Die sportliche Krise habe auch (winzige) Vorteile. "Man lässt mich in Ruhe. Wobei ich nichts gegen die Öffentlichkeit habe. Ich lebe gut mit ihr, ich lebe gut ohne sie. 2014 möchte ich gut mit ihr leben." Die Nachrede in Österreich ist nicht die beste gewesen, Paszek hat es abgelehnt, Fed Cup zu spielen. "Ich wurde als Verräterin bezeichnet, absoluter Blödsinn. Vielleicht hätte ich offensiver sein müssen, aber ich bin wohl zu lieb."

Paszek ist bereits nach Australien geflogen, sie schuftet in der Hitze fürs Comeback. Zunächst in Neuseeland, das Turnier in Auckland ist eingeplant. Die Qualifikation ist eingeplant. Die Australian Open sind das große Ziel. Der Hauptbewerb ist das große Ziel. "Aufgrund des Rankings muss ich mich auf kleineren Bühnen präsentieren. Aber die großen Bühnen sind nicht weit weg." Irgendwann werde sie wieder an Serena Williams vorbeigehen. In Wimbledon oder sonst wo. "Sie wird mich möglicherweise grüßen, denn sie weiß ja, wer ich bin." (Christian Hackl, 16.12.2013)